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Elmar Traks

Elmar Traks

Reißmann, Britt – So weit das Meer uns trennt (2021)

Roman

 

Nina (44) hat geradezu Todesangst vor dem Meer, denn wenn in ihrem Leben etwas Schlimmes geschehen ist, hatte es oft mit dem Wasser zu tun. So starb z.B. ihr Vater bei der Arbeit auf einer Bohrinsel, und jetzt bekommt sie die Nachricht, dass ihr Mann Karsten auf dem Schiff gewesen ist, das vor der italienischen Insel Giglio havariert ist. Er ist weder unter den Geretteten noch unter den Toten, sondern wird vermisst.

Nina ist fassungslos, glaubte sie Karsten, einen Architekten und passionierten Taucher, mit dem sie seit 19 Jahren verheiratet ist, doch auf einer Fachmesse für Architektur in Bozen.

 

Dank ihrer Therapeutin Anna, die auch immer mehr zu ihrer besten Freundin wird, lernt sie allmählich, mit der Situation umzugehen und sich ein eigenes Leben ohne Mann aufzubauen.

 

Als Nina 7 Jahre später eines Abends nach Hause kommt, findet sie in ihrem Briefkasten einen anonymen Brief mit dem Poststempel von Giglio. Er enthält die kurze Mitteilung, dass Karsten seit 7 Jahren auf der Insel lebt.

Sie ist geschockt, muss Gewissheit haben und beschließt, sich ihrer Wasser-phobie zu stellen und nach Giglio zu reisen.

 

Resümee: Britt Reissmann hat schon vor langer Zeit Giglio als einen Sehnsuchtsort für sich entdeckt. Durch die Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ im Jahr 2012, die 32 Todesopfer und zahlreiche Verletzte forderte, erlangte die italienische Insel traurige Berühmtheit.

Die Autorin lässt Ninas Mann Karsten, einen leidenschaftlichen Taucher, unter den Passagieren sein, die nach dem Unglück vermisst wurden.

 

Sie beschreibt nicht nur die Ereignisse um die Suchaktion und Bergung der Passagiere sowie das beispielhafte Engagement der Inselbewohner absolut authentisch, sondern auch die Örtlichkeiten und das Leben der Gigliesen – im Kopf entstehen oft farben- und lebensfrohe Bilder.

 

Das Geschehen wird abwechselnd aus Sicht von Nina und Tonio – einem einheimischen Tauchlehrer – geschrieben; nur einmal kommt jemand anderes zu Wort.

 

Es geht thematisch um Schuldfragen:

. Ist Nina Schuld am Scheitern ihrer Ehe und letztlich an Karstens Tod,

   weil sie sein Hobby nicht geteilt und ihn nicht auf seinen Tauchreisen

   begleitet hat?

. Ist Federico Schuld am Tod von Clemenzas Sohn, der nach der Havarie

   unter den Helfern war und dabei selbst zu Tode gekommen ist?

. Lädt man Schuld auf sich, wenn man Migranten, die übers Mittelmeer

   nach Europa flüchten wollen, nicht hilft?

Und es geht in diesem Zusammenhang auch um Vergebung und Versöhnung.

 

Der Roman ist sehr spannend und mit einer guten Prise Humor geschrieben, die Charaktere sind hervorragend gestaltet. Man fiebert, leidet und freut sich mit ihnen mit.

Es ist auch ein kraftvolles Buch, das viel Optimismus und Lebensfreude vermittelt.

 

Fazit: ein spannender Roman, der an zahlreichen Stellen

  ein farbenfrohes, lebhaftes Kopfkino aktiviert.

 

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