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Elmar Traks

Elmar Traks

Remini, Leah – Troublemaker (2017)

Wie ich Hollywood und Scientology überlebte

 

Leah Remini wird 1970 im New Yorker Bezirk Brooklyn geboren. Mit 9 Jahren tritt sie Scientology bei, mit 14 Jahren verlässt sie die Schule, um zu arbeiten. Sie nimmt verschiedene Jobs an, doch ihr Ziel ist es, eine berühmte Schauspielerin zu werden. Aber der Weg zum Erfolg ist hart und von vielen Misserfolgen geprägt. Erst 1991 bekommt sie ihre erste kleine Rolle, der weitere folgen. Der große Durchbruch gelingt ihr mit der Figur der Carrie Heffernan in der Comedy-Serie „King of Queens“, die von 1998 bis 2007 lief.

Danach moderierte sie für kurze Zeit eine Talkshow und schildert seit 2014

in einer Doku-Soap ihr Privatleben.

Seit 2003 ist Leah Remini mit dem Schauspieler Angelo Pagan verheiratet und hat mit ihm eine Tochter.

 

Nachdem Leah Remini bereits mit 9 Jahren zusammen mit ihrer Mutter Scientology beigetreten ist, bleibt sie 35 Jahre lang aktives Mitglied, das

nicht nur Mitglieder wirbt, sondern auch mehrere Millionen Dollar spendet.

Sie lernt etliche prominente Mitglieder kennen und nimmt 2006 an der pompös und mit vielen Hollywood-Stars in Italien gefeierten Hochzeit von

Tom Cruise und Katie Holmes teil.

 

Dort macht sie viele erschreckende Beobachtungen und Erfahrungen, die sie hinterfragt – was heftige Repressalien seitens Scientology nach sich zieht.

 

Nachdem Michele (Shelly) Miscavage, die Ehefrau des L. Ron Hubbard Nachfolgers als Scientology-Chef, 2007 zuletzt gesehen wurde, sich aber niemand zu ihrem Aufenthaltsort äußert, hakt Leah Remini hartnäckig immer wieder nach, wird aber stets abgewiesen. 2013 schließlich meldet sie Shelly offiziell bei der Polizei als vermisst. Obwohl sie auch danach nicht auftaucht, berichtet das LAPD, dass man sie gefunden habe, und legt den Fall zu den Akten – für Leah Remini eindeutig durch Einfluss von Scientology.

 

Sie wird für ihre Einmischung wieder zur Rechenschaft gezogen und extrem bestraft. Nun hegt sie erst recht keinen Zweifel mehr daran, dass die Organisation hochgradig gewissenlos und korrupt ist, ihre Mitglieder unter Androhung von harten Sanktionen indoktriniert und schikaniert, sowie die Macht einzelner missbraucht.

 

Noch im Jahr 2013 tritt sie aus der Organisation aus, mit der Folge, dass

sie endgültig in Ungnade fällt und als „Troublemaker“ (siehe Titel) zur „Suppressive Person“, zur unterdrückenden Person, erklärt wird. Das bedeutet, dass sie keinen Kontakt mehr zu anderen Scientology-Mitgliedern unterhalten darf und sich von einem Teil ihrer Freunde und Familie trennen muss.

 

Sie wird angegriffen und bedroht, meistert dank einiger verbliebener guter Freunde und Familienmitglieder schließlich jedoch mutig ihre Zeit nach Scientology.

 

Resümee: Wie der Titel verspricht, schildert die Autorin in dem Buch sowohl ihre berufliche Laufbahn als auch ihre 3 ½ Jahrzehnte bei Scientology – beide Bereiche beeinflussten natürlich nicht unerheblich auch ihr Privatleben.

 

Wie sie schreibt, ist es ihr ein großes Anliegen, ihre persönlichen Erfahrungen als Mitglied bei Scientology zu erzählen – einschließlich aller Konsequenzen. Dabei setzt sie sich ehrlich und (selbst-) kritisch mit dem Erlebten auseinander und lässt es auch nicht an einer guten Prise Selbstironie fehlen, wenn es um Berufliches und Privates geht. In Bezug auf Scientology schreibt sie relativ sachlich – verständlicherweise, alles andere wäre auch fehl am Platze!

Seit ihrem 9. Lebensjahr gehörte Leah Remini der Organisation in der 2. Generation an, fühlte sich lange Zeit dort bestätigt, respektiert und anerkannt. Man vermittelte ihr den Eindruck, dass Scientology ihr nicht nur Lösungen für ihre eigenen Probleme liefert, sondern sie auch dazu beitragen kann, die gesamte Welt zu „klären“.

Erst spät fallen ihr Ungereimtheiten auf, lässt sie sich nicht mehr Sand in die Augen streuen und hinterfragt Praktiken kritisch, nimmt Heuchelei, Doppel-moral, Ungerechtigkeiten, Intoleranz, Schikanen und Korruption wahr und thematisiert sie – harte Bestrafungen sind die Folge.

 

Sie will schließlich nicht mehr Teil dieses Systems sein, das Denunziantentum Tür und Tor öffnet, in dem nichts hinterfragt und nicht eigenständig gedacht werden darf und tritt aus der Organisation aus. Die Konsequenz ist, dass sie zur „Suppressive Person“ erklärt wird, die für andere eine Gefahr darstellt, und daher von aktiven Mitgliedern strikt gemieden werden muss.

 

Leah Reminis Mut, diese 35 Jahre in einem Buch kritisch aufzuarbeiten, ist bewundernswert und bedarf allen Respekts – denn es war ihr von Anfang an klar, dass Scientology nach der Veröffentlichung in den Angriffsmodus schalten würde.

Es wird bei der Schilderung ihrer Kindheit und Jugend deutlich, dass sie zu einem selbstbewussten Menschen erzogen wurde, der sich alles andere als angepasst verhält. Im Gegenteil: Sie weiß, was sie will und scheut sich nicht, dies auch anderen deutlich zu machen.

Dennoch gerät sie in die manipulativen Fänge von Scientology.

 

Am Erschreckendsten fand ich die Schilderung der Hochzeitsfeierlichkeiten von Tom Cruise und Katie Holmes, incl. der Vorbereitungen und des Nach-klapps. Hier wird das ganze unterdrückerische, manipulative, ausbeuterische System mit Doppelmoral und Machtmissbrauch deutlich.

 

Fazit: ein mutiges Buch, das tiefe Einblicke in das berufliche und private

Leben der Autorin gewährt, besonders aber auch in die Praktiken von Scientology.

 

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