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Elmar Traks

Elmar Traks

Miscavige Hill, Jenna – Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (2014)

Jenna Miscavige Hill (*1984) war nach Großeltern und Eltern Scientology-Mitglied der 3. Generation – ihr Vater ist ein Bruder des späteren L. Ron Hubbard-Nachfolgers David Miscavige.

Kurz vor ihrem 2. Geburtstag beschließen die Eltern, ihr gesichertes Leben in einer Kleinstadt von New Hampshire aufzugeben und ziehen nach Clearwater/Kalifornien in die Flag Base (das Hauptquartier) von Scientology.

Da sie bereits früher in der Sea Org, der Abteilung für die engagiertesten Mitglieder, tätig gewesen sind, wissen sie, worauf sie sich einlassen; so z.B. auch, dass es bedeutet, oft und lange von ihrer Tochter getrennt zu sein.

 

Für Jenna beginnt ein Leben fernab jeder für das Aufwachsen von Kindern üblichen Normalität. In diesem Buch schildert sie ihre Kindheit und Jugend bis zum 19 Lebensjahr bei Scientology und gewährt tiefe Einblicke in Strukturen und Praktiken der Organisation.

 

Im Jahr 2000 treten ihre Eltern als aktive Mitglieder aus. Fortan werden Briefe an die Tochter geöffnet und meist nicht weitergeleitet, Telefonate mit ihr sind über 1 Jahr lang verboten. Persönliche Treffen finden zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr nur 2-mal für ein paar Stunden statt.

 

2001 lernt Jenna ihren Mann Dallas Hill bei Scientology kennen; wenig später wird ihnen gestattet, in einem schmucklosen, rein formalen Verfahren zwischen zwei Arbeitsschichten zu heiraten.

 

Beide können sich immer weniger mit der Scientology-Ideologie identifizieren, doch erst im Jahr 2005 gelingt ihnen eine dramatische Flucht.

Es fällt Jenna, die bis dahin im Grunde nie außerhalb der Organisation gelebt hat, anfangs unsagbar schwer, sich im Alltag zurechtzufinden. Außerdem werden sie und ihr Mann ständig von Scientologen verfolgt und bedroht.

 

Sie wird zur scharfen Scientology-Kritikerin, gründet mit anderen zusammen die Website „exscientologykids.com“, unterstützt jene, die vorhaben aus der Organisation auszusteigen, und bezieht öffentlich Stellung.

 

Jenna Miscavige Hill und ihr Mann leben heute in Kalifornien und haben 2 Kinder.

 

Resümee: Obwohl ihr offizieller Name „Church of Scientology“ heißt, hat die Organisation nichts mit dem gemeinsam, was man im Allgemeinen mit „Kirche“ verbindet: Es gibt z.B. weder Gott noch Teufel, weder Himmel noch Hölle oder Gebete. Allerdings müssen die Mitglieder nach den von L. Ron Hubbard formulierten Regeln leben – die allerdings vielfach willkürlich gehandhabt werden – und für vermeintliches Fehlverhalten büßen.

Scientology wirbt damit, dass den Mitgliedern ein Selbsthilfeprogramm geboten wird, mit dem sie ihr eigenes Potenzial voll entfalten, ihr Schicksal kontrollieren und somit letztendlich ihr Leben verbessern können.

 

Jenna Miscavige Hill beschreibt sehr eindrücklich ihre Kindheit und Jugend in der Organisation und gibt tiefe Einblicke in deren zum Teil paramilitärische Strukturen und Praktiken.

An der Tagesordnung sind u.a.:

․ Drohungen,

․ willkürliche Handhabung von Regeln und

․ harte Strafen bei Nicht-Befolgen,

․ Verleumdungen,

․ Intrigen,

․ Erzwingen von Geständnissen,

․ Einschüchterung und Schüren von Ängsten,

․ psychischer Druck,

․ harte Arbeit, selbst für kleine Kinder (14 Stunden pro Tag, 7 Tage lang) bei

․ minimaler finanzieller Entlohnung,

․ finanzielle Ausbeutung,

․ nicht zulassen von Privatsphäre,

․ absolute Kontrolle.

 

Die Autorin resümiert:

„Aus meiner Sicht ist Scientology eine gefährliche Organisation, deren Glaubensvorstellungen es ihr gestatten, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen und zentrale Menschenrechte zu verletzen. (…) Besonders tückisch wird das Ganze durch die prominenten Fürsprecher und ausgegliederte Organisationen wie Narconon, Applied Scholastics und der Citizens Commission on Human Rights. (…). Die Ziele selbst sind umnebelt von Geheimnistuerei und widersprüchlichen Angaben. Scientology ist immer schon ein Spiel der Macht und Kontrolle gewesen. (…) Das Problem liegt darin, dass Scientology ein System ist, das eigenständiges Denken nahezu unmöglich macht. Menschen wie mein Onkel helfen das durchzusetzen, indem sie eine Atmosphäre der Angst schaffen, die jedes unabhängige Denken erstickt.“ (E-Reader Pos. 5910 – 5933, 97%).

 

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