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Elmar Traks

Elmar Traks

Tramitz, Christiane – Das Dorf und der Tod (2021)

Kriminalroman nach einer wahren Begebenheit

 

Simon Weber kommt als alter Mann in seinen Heimatort, das „goldene Dorf“, zurück.

Er kann mit der Vergangenheit nicht seinen Frieden machen und hat sich schon oft gefragt, wie es zu dem schrecklichen Verbrechen kommen konnte, bei dem drei Menschen ermordet wurden und der Täter Suizid beging. Lag ihm eine schicksalhafte Entwicklung zugrunde oder war es allein menschliche Schuld?

Auf dem Friedhof, vor dem Grab seines einst besten Freundes sitzend, lässt er die Ereignisse von gut 7 Jahrzehnten Revue passieren.

Er beginnt im Jahr 1921, als die 18-jährige Vroni eine Liebesbeziehung mit dem 2 Jahre älteren Lorenz Binder hat.

Die Gemeinschaft in dem Dorf ist zu dieser Zeit eng, man fühlt sich als große Familie, hilft sich, wo man kann.

Doch Vroni bekommt ein uneheliches Kind – zu der Zeit eine Schande für die ganze Familie. Sie darf den Vater ihres Sohnes nicht mehr sehen, sondern muss einen wesentlich älteren, ungeliebten Mann heiraten und auf dessen Hof hart arbeiten.

 

Über die Jahrzehnte ändert sich viel im „goldenen Dorf“, forciert durch die Zeit des Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg.

Die Dorfgemeinschaft bricht immer mehr auseinander, der Zusammenhalt schwindet, bis schließlich jeder gegen jeden ist.

 

Am Ende von Simon Webers Gedankenreise, im Jahr 1995, als durch politische Ereignisse, Krieg, Wegzug und Tod kaum noch jemand der einstigen Bewohner in seinem Heimatort lebt, geschieht ein furchtbarer Mehrfachmord, der Täter bringt sich anschließend um.

 

Resümee: Dies ist kein Kriminalroman im klassischen Sinne, in dem es meist um die Aufklärung eines bereits verübten Verbrechens durch Ermittler geht, oder um die Planung und Durchführung einer Tat.

 

Als Simon Weber zu Beginn des Buches in sein Heimatdorf zurückgekehrt ist und auf dem Friedhof vor dem Grab seines einstigen Freundes sitzt, ist zwar auch bereits ein Mehrfachmord geschehen. Das wissen er und der Leser. Doch die Tat wurde bereits durch die Polizei aufgeklärt, die Akte geschlossen; die Ermittlungen sind nicht Gegenstand der Handlung.

Im Gegensatz zum Leser ist Simon Weber bekannt, was passiert ist, wer der Täter ist und wo sein Motiv zu suchen ist.

Ohne dies jedoch preiszugeben, schildert er die Ereignisse, die sich während der letzten rund 70 Jahre in seinem Heimatort zugetragen haben und sich - einer Familiensaga gleich – über mehrere Generationen erstrecken. Im Mittelpunkt stehen dabei zunächst Vroni und ihre Familie (Teil 1) und dann Simon Weber, genannt Simmerl, selbst (Teil 2).

Beleuchtet werden dabei die Zeit- und Lebensumstände, vor allem die Moralvorstellungen, gesellschaftliche Hintergründe, das soziale Umfeld und die Psyche einzelner Akteure.

Ihn beschäftigt die Frage, ob es diese jahrzehntelange Entwicklung ist, die in dem Mehrfachmord ihren grauenvollen Abschluss findet, dieser durch das Schicksal also quasi vorgezeichnet war, oder ob es sich um die Schuld eines Einzelnen handelt. Genau dies ist auch die Frage, die sich der Leser am Ende der Lektüre stellt. Eine Antwort darauf muss jeder selbst finden.

 

Durch kursiv gedruckte Einschübe, in denen der Täter zu Wort kommt, wird von Mal zu Mal ein wenig deutlicher, um wen es sich dabei vermutlich handeln wird. Endgültige Klarheit erhält der Leser aber erst ganz zum Schluss. Gleiches gilt für das Motiv.

 

Fazit: Christiane Tramitz ist in dem „goldenen Dorf“, wie der Ort hier genannt

wird, selbst aufgewachsen und hat das reale Verbrechen zum Anlass genommen, intensive Recherchen zur Vergangenheit anzustellen.

Entstanden ist ein spannender Generationenroman, eine True-Crime-Story, ein Entwicklungs- oder Kriminalroman … passend wäre alles.

 

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