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Elmar Traks

Elmar Traks

Hall, Araminta – Die dritte Freundin (2021)

Roman

 

Eleanor, Mary und Nancy sind seit Beginn ihres Studiums Freundinnen.

Mittlerweile sind sie Ende 40 und müssen sich eingestehen, dass ihre Lebenswege nicht wie einst erträumt verlaufen sind, die große Karriere bei allen dreien ausgeblieben ist – bei Mary und Nancy zugunsten von Ehe und Familie, bei der ledigen Eleanor fehlte es an Möglichkeiten.

Doch ihre Freundschaft hat alle privaten und beruflichen Höhen und Tiefen überdauert, und da sie nicht weit voneinander entfernt wohnen, sind sie oft in Kontakt.

 

Eines Nachts wird die Leiche der attraktiven Nancy an einem Flussufer gefunden – sie ist ermordet worden. Eleanor vermutet, dass es sich bei dem Täter um den Geliebten ihrer Freundin handelt, von dem diese sich gegen seinen Willen trennen wollte. Aber auch ihr Ehemann scheint nicht mit offenen Karten zu spielen und ist verdächtig.

 

Nicht nur für Eleanor, sondern auch für Mary ist der Tod der „dritten Freundin“ (Titel) Anlass, auf ihr eigenes Leben und die Beziehungen zueinander zurückzublicken. Dabei spielen auch die jeweiligen Ehepartner eine wichtige Rolle.

 

Die Rückschauen und selbstkritischen Reflexionen führen nicht nur zu späten Einsichten, sondern schließlich auch zur Entlarvung von Nancys Mörder.

 

Resümee: Der Roman besteht aus 3 Kapiteln, in denen jeweils eine der

3 Freundinnen im Mittelpunkt steht – wobei die verstorbene Nancy omnipräsent ist.

Die Frauen kennen sich seit ihrer Hochschulzeit, hatten ihre beruflichen Träume, die sich allerdings bei keiner erfüllt haben:

Die attraktive Nancy hat Robert geheiratet und eine - mittlerweile erwachsene - Tochter bekommen. Zugunsten der Familie hatte sie einst ihren Beruf aufgegeben und später als Übersetzerin im Homeoffice gearbeitet.

Mary ist mit dem autoritären Howard verheiratet, der ihr keinen Freiraum lässt. Durch den Haushalt und die Erziehung von 3 Kindern ist sie so aus-gelastet, dass sie sich und ihre Bedürfnisse immer mehr vernachlässigt hat.

Single Eleanor leitet „nur“ eine NGO, die Hilfsgüter ins Ausland bringt, und ist dadurch zumindest viel in der Welt herumgekommen.

 

Die Freundschaft der drei hat auch die vergangenen beiden Jahrzehnte mit allen privaten und beruflichen Höhen und Tiefen überdauert und dank der räumlichen Nähe können sie sich weiterhin treffen – selten geschieht dies zusammen mit den Ehemännern.

 

Nancys Ermordung stellt eine Wende dar:

Ausgelöst durch die Frage, wie es dazu kommen konnte und wer wohl der Täter ist, denken alle drei – auch der Verstorbenen ist ein Kapitel gewidmet – selbstkritisch über ihren eigenen Lebenslauf und die Beziehungen zueinander nach; das schließt auch Robert und Howard mit ein. Dies geschieht in der

Er-Form, was dem Ganzen einen Anstrich von Objektivität verleiht.

Was dabei zutage tritt, ist erschütternd, denn es deckt Lebenssituationen

und Emotionen auf, die zugunsten des schönen Scheins nach außen verschwiegen oder schöngeredet worden sind.

 

Gestört haben mich an dem Roman 2 Punkte:

Der Handlungsfluss wird durch die teilweise philosophischen Gedanken zu oft und zu lange unterbrochen.

• Die Ehemänner von Nancy und Mary kommen meiner Meinung nach viel zu schlecht weg: Zwar sind sie sehr bestimmend – vor allem Howard – und erwarten, dass ihre Frauen die Berufstätigkeit zugunsten ihrer eigenen Karriere aufgeben, Haushalt und Kinder perfekt managen und attraktiv bleiben. Dennoch sind Nancy und Mary eigentlich zu gebildet und zumindest zu Beginn ihrer Ehe selbstbewusst genug gewesen, um nicht nach einer für sich akzeptablen Lösung suchen zu können. Stattdessen haben sie sich um der Beziehung willen in die traditionelle Frauenrolle drängen lassen und dadurch ihre Selbstständigkeit und Träume aufgegeben.

 

In dem Buch geht es also um die Freundschaft von 3 Frauen, die sich zum Zeitpunkt von Nancys Ermordung in drei ganz unterschiedlichen Lebens-situationen befinden. Der Weg dorthin und das Beziehungsgeflecht, das auch Robert und Howard einschließt, sind sehr komplex und werden im Laufe der aktuellen Handlung und Rückschauen „entwebt“. Die entscheidenden „Fäden“ dabei heißen: Liebe, Freundschaft, Schuld, Verrat, Vergebung.

 

Am Ende steht die Aufklärung von Nancys Ermordung.

 

Fazit: ein komplexes Buch um drei ganz unterschiedliche Frauen und ihre

   Lebenswege, das leider zwei grundsätzliche Schwächen aufweist

 

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