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Elmar Traks

Elmar Traks

Geschke, Linus – Das Loft (2022)

Sie sind deine besten Freunde –

aber kannst du ihnen trauen?

Thriller

 

Sarah und Marc sind ein Paar und ziehen zusammen mit Marcs Freund Henning in ein großes, modernes Loft in Hamburg. Obwohl Sarah mit der Situation nicht hundertprozentig zufrieden ist, da sie lieber alleine mit ihrem Freund in einer Altbauwohnung wohnen würde, funktioniert das Leben zu dritt anfangs recht gut. Denn trotz gelegentlicher Missstimmungen arrangiert man sich immer wieder – so scheint es jedenfalls.

Drei Jahre später jedoch findet die Putzfrau Henning tot in der Küche – erstochen und in einer riesigen Blutlache liegend.

 

Obwohl alle Indizien auf Sarah und Marc als Täter deuten, haben sie ein Alibi. Die leitende Ermittlerin aber glaubt aus gutem Grund nicht an die Unschuld des Paares, und auch nach Ansicht ihres Kollegen ist die Spurenlage zu erdrückend.

 

Wird es gelingen, beide oder einen von beiden des Mordes zu überführen? Oder kommt der Mörder aus einer ganz anderen Ecke?

 

Resümee: Anstelle eines Vorwortes baut der Autor gleich am Anfang Spannung auf, indem er den Leser um ungeteilte Aufmerksamkeit bittet. Denn um zu erfahren, wie sich Sarahs, Marcs und Hennings Beziehung im Laufe ihres Zusammenlebens entwickelt hat, müsse man sehr konzentriert lesen und mitdenken, nur so könne man Lüge von Wahrheit unterscheiden.

 

Die vergangenen Ereignisse und deren Einfluss auf die Beziehungen untereinander werden nämlich abwechselnd aus Sarahs und Marcs Perspektive erzählt, die beide ihre Unschuld an Hennings Tod beteuern.

Dabei stimmt der von ihnen jeweils beschriebene Geschehensablauf zwar in den Grundzügen überein, wird jedoch subjektiv interpretiert. Man erfährt also nicht nur eine Wahrheit – gibt es die überhaupt? - sondern muss entscheiden, welche Auffassung man für die wahrscheinlichere hält.

 

Hinzukommen Kapitel, die im Polizeipräsidium spielen, und in denen die Ermittler ihre eigene Meinung zu den Ereignissen schildern, den aktuellen Ermittlungsstand preisgeben und interpretieren sowie weitere Schritte planen.

 

Durch gelegentliche subtile Andeutungen und Cliffhanger wird die Spannung noch gesteigert, sodass der Leser – wie vom Autor gewünscht - wirklich mitdenkt und rätselt,

a) was in jener Nacht, als Henning ermordet worden ist, wirklich passiert ist,

b) ob und inwieweit Sarah und / oder Marc an den Ereignissen beteiligt gewesen sind und

c) was die Drei abseits vom äußeren Schein für Menschen (gewesen) sind.

 

Besonders Letzteres ist insofern höchst interessant, als der Autor dem Leser die Wesensmerkmale seiner Protagonisten nicht von vornherein festgelegt präsentiert. Sondern er liefert ihm quasi ein weißes Blatt, das man im Laufe der Lektüre nach und nach selbst mit Inhalt füllt. Erst am Schluss sind also die Charaktere der handelnden Personen scharf konturiert.

 

Dies ist möglich, weil die Umstände, deretwegen Sarah, Marc und Henning sich immer wieder dergestalt arrangieren (müssen), dass Henning im Loft wohnen bleibt, im Laufe der Zeit gravierender und zum Schluss sogar existenziell werden. Durch das Austragen der Querelen werden die Charaktereigenschaften peu à peu freigelegt.

 

So weit, so gut.

Jedoch entstehen ca. ab der Mitte des Buches immer wieder störende Längen: Ich habe es als allzu bemüht empfunden, wie die Neugierde des Lesers hoch gehalten und auf einen Höhepunkt zugesteuert werden soll, indem vorausdeutend immer wieder auf einen gemeinsamen Urlaub des

Trios hingewiesen wird, der einen Bruch des Verhältnisses dargestellt habe. Durch die vielen kleinen Häppchen, die einem diesbezüglich über einen langen Lektüre-Zeitraum verabreicht werden, zieht sich das Ganze jedoch derart in die Länge, dass es bei mir ins Gegenteil umzuschlagen und das Interesse verloren zu gehen drohte.

 

Das Finale ist dann – trotz allen Mitdenkens – in dieser Auflösung nicht absehbar, wird in Anbetracht des ungeheuren Überraschungseffekts sehr kurz abgehandelt. Anstatt ein fertiges Konstrukt zu präsentieren, hätte ich

mir ein paar wegweisende „Krumen“ zwischendurch gewünscht.

 

Fazit: trotz zweier Schwächen – phasenweise Langatmigkeit und

fertiges Konstrukt am Schluss – ein spannender und ungewöhnlicher (Psycho-) Thriller

 

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