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Elmar Traks

Elmar Traks

Merchant, Judith – Schweig! (2021)

Thriller

 

Esther, ihr Mann Martin und die gemeinsamen Kinder Jonas und Ella scheinen eine ganz normale Durchschnittsfamilie zu sein mit festen Ritualen und Gewohnheiten. Und auch der 23. Dezember beginnt wie all die Jahre zuvor, nämlich hektisch: Es sollen Einkäufe erledigt werden, der Christbaum muss noch gekauft und geschmückt sowie letzte Geschenke besorgt werden.

Außerdem will Esther gegen Martins Willen auch noch kurz ihrer jüngeren Schwester Sue ein Geschenk vorbeibringen.

Diese wohnt seit der Trennung von ihrem Mann gut 100 km entfernt alleine in einem großen Haus im Wald. Es geht ihr nicht gut, und Esther will sich bei der Stippvisite auch vergewissern, dass „Schnecke“ ausreichend isst und ihre Tabletten nimmt. Zu sich einladen wie letztes Jahr möchte sie sie nicht wieder, denn das Fest nahm damals einen sehr unschönen Verlauf, und seitdem haben sich die Schwestern nicht mehr gesehen.

 

Bei ihrer Ankunft muss Esther allerdings feststellen, dass sie nicht willkommen ist. Sue lässt sie zwar hinein, will sie aber offensichtlich so schnell wie möglich wieder loswerden. Doch Esther ist hartnäckig, und die beiden Frauen beginnen irgendwann, sich zu unterhalten. Dabei wird nicht nur die Gegen-wart thematisiert, sondern auch vergangene Ereignisse kommen zur Sprache … und am Schluss gibt es nicht nur eine Leiche, sondern die finale Gesamt-situation lässt einen erschauern.

 

Resümee: Esther, ihre jüngere Schwester Sue (genannt „Schnecke“) und Martin sind die Protagonisten in diesem spannenden Psychothriller. Die von vielen Wendungen geprägte Handlung wird abwechselnd aus deren Sicht geschildert.

 

Dabei beginnt alles ganz alltäglich: Die Familie befindet sich einen Tag vor Heiligabend im üblichen vorweihnachtlichen Stress. Dieses Jahr wird er jedoch von Esthers Vorhaben, ihre allein in einem Haus im Wald lebende

und psychisch labile Schwester zu besuchen, noch getoppt.

Doch Sue ist keineswegs erfreut über das plötzliche Auftauchen der Älteren und möchte diese am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden.

Aber Esther ist besorgt und lässt sich nicht abwimmeln; ahnt sie doch, dass „Schnecke“ nicht ausreichend isst und ihre Tabletten nicht regelmäßig nimmt. Schließlich wird der mitgebrachte Wein geöffnet, und man beginnt ein Gespräch, in dem Dinge gesagt werden, die bisher nie thematisiert worden sind.

Als Leser fragt man sich, ob sich die Schwestern dadurch näher kommen

und mehr Verständnis füreinander haben werden. Es hat gelegentlich den Anschein … doch dann kippt das Gefüge.

 

Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein:

Die ältere Esther ist verheiratet, hat zwei Kinder und ihr Leben in der Stadt trotz allen Stresses in Beruf und Haushalt offenbar im Griff – alles ist eine Sache der perfekten Organisation, wobei Martin sie unterstützt. Von Kindheit an sieht Esther ihre Aufgabe auch darin, auf die jüngere Schwester aufzu-passen und sie zu beschützen, erst recht nach dem frühen Tod des Vaters.

 

Sue hingegen ist geschieden, hat ihren Job bei einer Werbeagentur gekündigt und scheint kaum für sich selbst sorgen zu können. Sie lebt abgeschieden in einem großen Haus im Wald, ist stark abgemagert und eigentlich auf Tabletten angewiesen.

 

Doch nach und nach stellt sich durch die schwesterlichen Dialoge und Rück-blenden sowie Martins Einlassungen heraus, dass nichts, aber auch wirklich nichts so ist, wie es scheint - sei es im Verhältnis Esther – Sue, Esther – Martin oder Sue – Martin. Es wird peu à peu eine Schicht nach der anderen freigelegt. Dem Leser läuft jedes Mal ein kalter Schauer den Rücken hinunter - man ahnt nichts Gutes. Und tatsächlich ist die Katastrophe unausweichlich … es kommt nur anders als gedacht!

 

Fazit: ein sehr spannender Psychothriller,

   dessen Schluss einen erschauern lässt

 

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