Die Siggi-Buckmann-Reihe, Band 1
Roman
Richter Sigurd „Siggi“ Buckmann hat altersmäßig die 50 überschritten, ist seit 21 Jahren verheiratet, aber seit 4 Jahren getrennt lebend, und hat 2 erwachsene Töchter.
Als Jurastudent war er voller Idealismus und hatte das Ziel, die Welt ein bisschen gerechter zu machen. Er begann voller Energie, trat vehement für den Rechtsstaat ein, kannte in den ersten Jahren kaum einen Feierabend. Gesundheit, Ehe und Familienleben litten, doch Siggi wusste, dass er für die richtige Sache kämpfte.
Bis zur Erkenntnis, dass das System desolat, aber „von oben“ durchaus so gewollt ist, ist es ein langer Weg gewesen. Es gilt kurz gesagt: „Ein paar gut zu lenkende Juristen, die genauso Recht sprechen, wie man [Anm.: die übergeordneten Instanzen] es will.“ (E-Reader Pos. 394, 11%). Und Siggi muss feststellen, dass er im Laufe der Jahrzehnte nicht nur Teil des Systems geworden ist, sondern sich sogar damit arrangiert hat.
Erst als der Obdachlose Friedrich „Fredi“ Diepenberg an mit Pflanzenschutz-mittel gestrecktem Stoff stirbt, und niemand die Verantwortlichen belangen will, kommt etwas von Siggis altem Kampfgeist wieder durch. Denn Fredi war ein toller Mensch, den ein schwerer Schicksalsschlag einst aus der Bahn geworfen hatte. Außerdem konnte er Siggis Tochter einmal aus einer schlimmen Situation retten.
Während ihm der Fall nicht aus dem Kopf geht, erinnert er sich an eine Vorlesung zu Beginn seines Studiums, in der es um „Mord in mittelbarer Täterschaft“ ging. Bei dieser Konstellation sucht man äußerst selten „den Mörder hinter dem Mörder“, der also ungestraft davonkommt.
Und Richter Siggi Buckmann beginnt, das marode Rechtssystem geschickt für sich zu nutzen.
Resümee: Das Buch besteht aus 3 Teilen, die überwiegend aus Siggi Buckmanns Sicht geschildert werden. Allerdings habe ich den letzten –
nicht minder wichtigen - Part als unverhältnismäßig kurz empfunden.
Das Geschehen ist von Anfang bis Ende sehr spannend, wobei auch Humor und Wortwitz nicht zu kurz kommen. Juristische Sachverhalte und die Schilderung hierarchischer Strukturen sind geschickt in der Roman-Handlung verpackt und werden für den Laien fachlich absolut verständlich und dabei doch unterhaltsam erklärt.
Richter Siggi Buckmann kennt natürlich den Unterschied zwischen Mord in mittelbarer Mittäterschaft, Beihilfe und Anstiftung zum Mord. Er nutzt sein Wissen, seine Erfahrung und menschliche Schwächen raffiniert, um dem toten Fredi Diepenberg posthum zu Gerechtigkeit zu verhelfen und die Drogendealer zu bestrafen … und kommt strafrechtlich ungeschoren davon. Denn: „Unser Rechtssystem mag es schnell und einfach. Den Mörder hinter dem Mörder sucht keiner.“ (E-Reader, Pos. 3275, 91%)
Trotz allen Unterhaltungswerts rüttelt das Buch auf, über unser Rechtssystem im Allgemeinen nachzudenken. Und auch Siggi Buckmanns ausgeklügeltes Vorgehen zeigt auf erschreckende Weise, wie leicht juristische Schwach-stellen und menschliche Unzulänglichkeiten für eigene Interessen ausgenutzt werden können – von beiden Seiten: Verbrechern und Rechtsvertretern und sowohl im Positiven wie im Negativen.
Fazit: Grundsätzlich morden Richter zwar nicht; rein juristisch betrachtet,
bedeutet diese Aussage aber, dass es Ausnahmen gibt. Und dann gilt: „Richter morden besser“ - aber „Richter Siggi Buckmann mordet genial“.
Kommentar schreiben