Wer soll dir jetzt noch glauben?
Psychothriller
Patrick Dostert hat sich einen Tag Urlaub genommen, den er zusammen mit seiner Frau Julia verbringen will. Sie sitzen gerade
gemütlich beim Frühstück, als es an der Tür klingelt: Zwei Kommissare der Kripo Weimar wollen Dostert zum Verschwinden einer jungen Frau befragen.
Deren beste Freundin hat sich an die Polizei gewandt, weil er angeblich ein Verhältnis mit der Vermissten hat. Sie hat Gründe zu glauben, dass er ihr etwas angetan hat.
Der solcherart Angeschuldigte fällt aus allen Wolken, schwört, nicht zu wissen, wovon überhaupt die Rede ist. Er kennt weder die Vermisste noch deren Freundin und hat für die Tatzeit ein Alibi. Auch seine Frau ist davon überzeugt, dass sich jemand einen üblen Scherz erlaubt oder eine Verwechslung vorliegen muss.
Die Kripobeamten haben jedoch Anhaltspunkte, die sie an den Beteuerungen zweifeln lassen. Und dann taucht ein verstörendes Video auf, auf dem ein-deutig Patrick Dostert zu sehen ist. Es belastet ihn schwer. Doch so sehr er weiterhin dementiert, der Mann in dem Clip zu sein, so sehr er weiterhin schwört, unschuldig zu sein, … es spricht immer mehr gegen ihn, und die Schlinge zieht sich immer enger zu.
Resümee: Während der gesamten Handlung begleitet die Frage „Fake oder Fakt?“ nicht nur Ermittler und Anwalt, sondern auch den Leser.
Kann es denn wirklich nach den Untersuchungsergebnissen, die die Patrick Dostert belastenden Videoaufnahmen eindeutig als Fakt bestätigen, nicht doch sein, dass sie gefakt sind? Als Leser möchte man Letzteres zwar gerne glauben, kommt der Verdächtige doch so sympathisch, offen und an einer Aufklärung interessiert rüber, dass man kaum anders kann, als davon auszugehen, dass jemand ihm ganz übel mitspielt.
Aber es bleibt immer auch ein Hauch von Restzweifel – zu belastend ist
das, was um Dostert herum passiert. Doch wer sollte der im Verborgenen operierende Gegner sein? Was für ein Motiv hätte er, die Existenz dieses unbescholtenen Mannes zu vernichten?
Im Verlauf der viele überraschende Wendungen nehmenden und an Dramatik sich permanent steigernden Handlung wird der Leser immer weiter hart an die Grenze des Vorstellbaren getrieben.
Die Ereignisse werden zunächst von Patrick Dostert selbst erzählt, während er in U-Haft sitzt. Dabei wechseln relativ kurze kursiv gedruckte und in der Ich-Form geschriebene Einschübe ab mit der romanhaften Schilderung der Ereignisse in der Er-Form, beginnend mit dem Morgen, als unvermittelt zwei Kripobeamte bei ihm zu Hause klingeln.
Später wechselt die Perspektive erneut, als sein Anwalt „übernimmt“ und auch ein Privatermittler eingeschaltet wird.
Wenn man glaubt, die Geschichte sei beendet, da die Frage „Fake oder Fakt!“ nun definitiv geklärt ist, wird sie durch einen vermeintlich winzigen Funken noch einmal zu einem riesigen finalen Feuer entfacht. Ein genialer Schachzug des Autors!
Erwähnen möchte ich noch, dass ich selten ein Buch in Händen hatte, dessen Cover so 100%-ig zum Thema und zur gesamten Handlung passt.
Fazit: ein genial entwickelter, extrem temporeicher und spannender
Psychothriller mit einem schier unglaublichen Twist am Schluss
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