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Elmar Traks

Elmar Traks

Andrews, Alexandra – Die Assistentin (2022)

Psychothriller

 

Florence Darrow ist bei einem großen New Yorker Verlag angestellt, doch ihr Traum ist es, selbst eine bekannte Schriftstellerin zu werden. Ihre bisherigen Bemühungen um Veröffentlichung einiger Texte sind allerdings kläglich gescheitert.

Helen Wilcox dagegen hat unter dem geschlossenen Pseudonym Maud Dixon einen extrem erfolgreichen Krimi-Bestseller geschrieben und arbeitet gerade an ihrem zweiten Werk.

Nachdem Florence von ihrem Arbeitgeber die Kündigung erhalten hat, kann sie ihr Glück kaum fassen, dass ausgerechnet die von ihr so bewunderte Maud Dixon - deren Klarnamen kennt sie noch nicht - sie als Assistentin engagieren will.

Florence ist überglücklich, greift sofort zu, zieht mit der Autorin in eine recht einsame Gegend und nimmt sich vor, viel von ihr zu lernen.

Als beide zu einer Recherche-Reise nach Marokko aufbrechen, tauchen sie

in eine geheimnisvolle Welt ein. Gemeinsam logieren sie in einem idyllischen Riad, besuchen die exotischen Märkte, speisen in exklusiven Restaurants.

 

Doch eines Abends geschieht auf der Rückfahrt von einem Lokal ein schreck-licher Unfall. Als Florence im Krankenhaus aufwacht, kann sie sich an nichts erinnern und von Helen fehlt jede Spur. Angeblich hat niemand eine zweite Person im Auto gesehen. Florence sieht ihre Chance und fasst einen Entschluss ...

 

Resümee: Bei der Beurteilung dieses Buches bin ich zwiegespalten:

Über lange Strecken werden zunächst das private und berufliche Umfeld

von Florence Darrow sowie deren bislang erfolglosen schriftstellerischen Ambitionen beschrieben. Auch die unter dem Pseudonym Maud Dixon schreibende Bestseller-Autorin Helen Wilcox findet wiederholt Erwähnung.

Ab 20% der Handlung kommt diese als Florence's neue Arbeitgeberin und somit aktiver Part hinzu. Fortan wird in epischer Breite deren Verhältnis zueinander geschildert. Das Geschehen plätschert weiter farblos-monoton

vor sich hin und man fragt sich als gelangweilter Leser, warum das Werk als „Psychothriller“ vermarktet wird, wo es doch lediglich ein Roman zu sein scheint, in dem das Schicksal der Protagonistinnen und deren Auseinander-setzung damit ausführlich geschildert werden.

 

Ab der Landung der beiden Frauen in Marokko haftet der Handlung – zur Umgebung passend – etwas Geheimnisvolles an, und nach dem oben erwähnten Unfall kommt zum ersten Mal Spannung auf – das ist fast exakt

zur Hälfte des Buches. Ich hatte den Eindruck, dass Alexandra Andrews in Marokko selbst umfangreiche Recherchen angestellt hat: Ihre bildhaften Schilderungen lassen den Leser an den bunten Farben, exotischen Gerüchen und der orientalischen Umgebung teilhaben.

Spannung und Dramatik nehmen dann bis zum Schluss kontinuierlich zu,

die Handlung wird temporeich, die Ereignisse überschlagen sich zum Teil.

Bei dieser 2. Hälfte des Buches kann man mit Fug und Recht von einem Psychothriller sprechen.

 

ABER: Rückwirkend betrachtet ist die 1. Hälfte des Buches wichtig (wenn auch meines Erachtens nicht in dieser Ausführlichkeit nötig). Denn das Verhalten der beiden Protagonistinnen, das man hier manchmal zwar als durchaus skurril, aber doch noch als im Rahmen des Normalen eingeschätzt hat, muss man aufgrund der Ereignisse in der 2. Hälfte im Nachhinein als extrem perfide beurteilen.

 

Außerdem versteht man nur durch die zu Beginn aufgezeigten Persönlich-keitsmerkmale und Ambitionen von Florence und Helen die späteren Ereignisse in Marokko in ihrem ganzen erschreckend grauenvollen Ausmaß. Dadurch erhält dieser Part seine Spannung und Dramatik.

Dennoch bleibt es schade, dass der Leser – der die Bedeutung der ersten 50% noch nicht kennt – sich bei der Lektüre extrem langweilt, bis sich die Ereignisse in Marokko dann überschlagen und die Ungereimtheiten sich häufen. Man hat hier reichlich Gelegenheit, sich selbst Gedanken zum mysteriösen Verschwinden von Helen Wilcox zu machen, sich zu fragen,

ob Florence Darrow erfolgreich in deren Identität schlüpfen kann und ob bzw. wie sie daraus resultierende Konfliktsituationen meistert.

Der Schluss ist dann ein echter Knaller.

 

Fazit: Spontan habe ich das Buch als nur mittelmäßig beurteilt –

zu langweilig, zu ausführlich, ereignis-, farb- und spannungslos war die komplette 1. Hälfte. Nach der gesamten Lektüre und rückblickend jedoch ergibt dieser Part Sinn – man könnte es sogar als geniale Anlage des Plots bezeichnen. Dennoch lässt sich nicht wegdiskutieren, dass eine Raffung dringend notwendig und ohne Substanzverlust auch machbar gewesen wäre.

 

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