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Elmar Traks

Elmar Traks

Walter, Patricia – Dunkle Vergangenheit (2020)

Thriller

 

Nach der Trennung von ihrem Mann Oliver hat die TV-Journalistin Kim Jansen zwar seit einiger Zeit eine Beziehung zu dem bekannten Schauspieler und Model Julian, lebt jedoch allein mit ihrer 8-jährigen Tochter Lilly zusammen. Beruflich hat sie sich

einen Namen mit der Enthüllungsserie „Kim undercover“ gemacht. Wenn

ihr berufliches Engagement zeitlich mit Lillys Betreuung kollidiert, springt Nachbarstochter Pia immer gerne und zuverlässig als Kindermädchen ein.

So auch eines Abends, als Kim Jansen nach Feierabend den anonymen Anruf eines Mannes erhält, der erklärt, er stehe auf dem Dach eines Hochhauses, wo er sie in 30 Minuten erwarte. Sollte sie nicht erscheinen, werde er nicht nur hinunterspringen, sondern auch einen großen Skandal mit ins Grab nehmen.

 

Nach einigem Zögern organisiert Kim rasch Lillys Betreuung durch Pia und schafft es gerade noch rechtzeitig, zu dem bereits von Polizisten umstellten Haus zu gelangen, wo sie auf dem Dach von dem mysteriösen Anrufer erwartet wird. Dieser stürzt sich jedoch sofort ohne weitere Erklärung mit den Worten, dass es ihm um Kims Tochter leid tue, in die Tiefe.

 

Die verstörte Mutter will sofort Pia anrufen, hat jedoch bereits eine Nachricht von ihr auf der Mailbox: Sie stehe seit einiger Zeit vor deren Haustür, da das Mädchen nicht öffne, und überhaupt scheine das Haus verlassen zu sein.

Panisch eilt Kim heim – Lilly ist verschwunden.

 

Als sie kurz darauf die Drohung erhält, dass sie Taten aus ihrer Vergangenheit öffentlich bekennen soll, andernfalls ihre Tochter getötet werde, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit: Kim muss Lilly unbedingt vor der Polizei finden, denn was sie einst getan hat, darf nie herauskommen.

 

Resümee: Dieser Thriller ist von Anfang bis Ende spannend. Das liegt zum einen an vielen überraschenden Wendungen, zum anderen an den Cliff-hangern am Kapitelende. Der Leser kann darüber, wer die 8-jährige Lilly entführt hat, immer wieder neue Vermutungen anstellen. Denn sobald man glaubt, einen Täter benennen zu können, passiert etwas, das alle Über-legungen ad absurdum führt und einen neuen Denkansatz erfordert.

 

Die Auflösung trifft einen trotz aller Überlegungen dann zwar unerwartet,

ist aber in sich absolut schlüssig, sodass man davon ausgeht, dass der Fall somit geklärt ist.

Aber weit gefehlt: Gerade als alle Beteiligten – incl. Leser – glauben,

nun wieder zur Ruhe kommen zu können, gibt es noch eine dramatische Entwicklung und mit ihr quasi die Superauflösung.

Allerdings empfinde ich diesen „Schluss nach dem Schluss“ als sehr konstruiert, zumal es vorher keine Hinweise darauf gab – man hatte somit keine Chance, etwas in der Richtung auch nur ansatzweise zu vermuten. Kurz: Er wirkt künstlich aufgepfropft.

 

Zu der Tat, die Kim Jansen vor 9 Jahren begangen hat und nun öffentlich bekennen soll, wenn sie Lilly lebend wiedersehen will: Bereits in der ersten von zahlreichen kurzen diesbezüglichen Rückblenden ahnt man, was damals passiert ist. Die Schilderungen der Ereignisse werden immer konkreter, sodass man erst am Schluss die 100%-ige Gewissheit in Bezug auf Kims Tat erhält - diese deckt sich im Großen und Ganzen wirklich mit dem eigenen Anfangsverdacht. Spannung entsteht durch die häppchenweisen Andeutungen nicht.

 

Es geht der Autorin in diesem Buch thematisch auch um menschliche Beziehungen: Wer meint es ehrlich? Wessen Anteilnahme, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit sind nur gespielt? Wer verfolgt vielleicht sogar eigene Ziele und agiert zum eigenen Vorteil?

Mit der Protagonistin, der investigativen TV-Journalistin Kim Jansen, hatte ich meine Probleme:

Es fiel mir zeitweise schwer, ihr die Rolle der besorgten Mutter abzunehmen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der Angst um das Leben seiner Tochter hat, der sich einen Wettlauf mit der Zeit liefert, um sie zu finden, z.B. gemütlich vor den Fernseher setzt und sich zur Nachtruhe begibt. Die Sorge, dass ihre einstige Tat ans Tageslicht kommt, mit allen Nachteilen, die dies bedeuten würde, kam jedoch sehr gut herüber und schien die Angst um das Leben ihrer Tochter zu überlagern.

 

Fazit: ein rundum spannender Thriller, der mich allerdings nicht gänzlich

überzeugen konnte – anders als die Bücher „Blutroter Schatten“ (Rezension vom 20. Juni 2022) und „Schwarzer Abgrund“ (Rezension vom 7. Jan. 2019) von der gleichen Autorin

 

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