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Elmar Traks

Elmar Traks

Fischer, Julia – Der Salon (2022)

Ein hoffnungsvoller Aufbruch

Salon-Saga, Band 2

 

Der zweite Teil der Salon-Saga beginnt im Jahr 1963.

Lenis Bruder Hans ist bereits 5 Jahre tot, und seine Freundin Charlotte wohnt mit dem gemeinsamen Kind, dem 5-jährigen Peter, bei Leni und ihrer Mutter Käthe in Hebertshausen bei München. In ihrer aller Leben gibt es nach den Jahren der Trauer und des Dahingleitens nun große Veränderungen:

Leni bekommt durch Vermittlung ihres Chefs einen der begehrten Praktikums-plätze beim Londoner Starfriseur Vidal Sassoon. Sie lernt dort nicht nur viel hinzu und trifft auf berühmte Leute, sondern genießt das Leben in der Metropole. Nach 3 Monaten reist sie verändert, nämlich als in jeder Hinsicht moderne junge Frau, in ihre Heimat zurück und träumt davon, einen eigenen Salon zu öffnen, in dem sie die gewonnenen Erfahrungen umsetzen kann.

Hans' Freund Schorsch, der mittlerweile als Arzt arbeitet, und der väterliche Patenonkel von Hans' und Charlottes Sohn Peter ist, hat sehnsüchtig auf Leni gewartet. Bei einem Familienausflug nimmt er all seinen Mut zusammen und macht ihr einen Heiratsantrag. Aber auch Karl, Lenis erste große Liebe, tritt unvermutet wieder in ihr Leben.

 

Charlotte indes nimmt eine Stelle beim berühmten Modehaus Bogner an, wo sie den ehrgeizigen Fotografen Walter kennenlernt. Durch die gemeinsame Arbeit kommen sie sich nahe, doch dann werden Charlotte Informationen über seine Vergangenheit zugesteckt, die die Beziehung bedrohen.

 

Lenis Mutter Käthe will kürzer treten, auch um sich um den kleinen Peter kümmern zu können, während die beiden jungen Frauen ihren beruflichen Ambitionen nachgehen. Sie erwartet, dass Leni ihren kleinen Friseursalon im dörflichen Hebertshausen übernimmt. Soll die junge Frau ihre Träume von einem modernen Salon in München begraben?

 

Konflikte sind bei diesen Konstellationen vorprogammiert.

 

Resümee: Dieser 2. Band der Salon-Saga knüpft mit einer zeitlichen Pause von 5 Jahren an den ersten Teil an*). Im Mittelpunkt stehen dabei vorrangig Leni und Charlotte, die vor allem beruflich, aber auch privat ihre Erfüllung suchen.

Man verfolgt mit, wie sie in eine neue, moderne Zeit aufbrechen und das Althergebrachte hinter sich lassen wollen. Der Kontrast wird gleich am Anfang deutlich, wenn Leni aus dem dörflichen Hebertshausen nach London kommt, wo sie einen ganz neuen Lebensstil und eine „schockierende“ Mode kennen-lernt. Als moderne, selbstbewusste junge Frau kehrt sie nach 3 Monaten zurück und trägt zum Entsetzen ihrer Mutter auch weiterhin eine angesagte Kurzhaarfrisur und Mini-Röcke und -Kleider à la Mary Quant.

Charlotte arbeitet nicht nur im Büro des renommierten Modehauses Bogner, sondern reist bald auch als Begleitung und Fotomodell des Fotografen Walter in der Welt herum.

 

Leni und Charlotte verstoßen immer wieder gegen die gängigen Moral- und Wertevorstellungen der damaligen Zeit. Sie lassen sich aber nicht beirren, sondern nehmen mutig ihr Leben in die Hand und gehen ihren Weg – mit Mutter Käthes Unterstützung, die sich u.a. liebevoll um den kleinen Peter kümmert, und dabei wenig auf sich selbst achtet.

 

Doch auch Alexander Keller, Lenis Chef, muss kämpfen: Er darf die Liebe

zu einem Mann nicht ausleben, ja nicht einmal auch nur andeutungsweise öffentlich zeigen; denn zu der Zeit stand Homosexualität unter Strafe (§175). Die Situation wird immer brenzliger, und er muss Entscheidungen treffen.

Es ist Julia Fischer auch diesmal wieder hervorragend gelungen, den Beginn der 1960-er Jahre auf allen Ebenen einzufangen, sei es durch die Nennung der zur der Zeit gängigen Produkte, Arbeitsweisen oder die Erwähnung bekannter Personen, typischer Musik, aktueller Filme, Benimmregeln und vieles mehr.

 

So spiegelt der Roman – hervorragend recherchiert - ein Stück Zeitgeschichte wieder, wobei man stets mit allen Protagonisten mitfühlt und -fiebert, in der Hoffnung, dass sich ihre Wünsche und Träume erfüllen werden.

 

Fazit: Auch dieser Band schildert in einer spannenden Handlung authentisch

die Zeit des Aufbruchs in den 1960-er Jahren, und ich hoffe auf eine Fortsetzung.

 

*) Julia Fischer, Der Salon – Wunder einer neuen Zeit,

    Rezension vom 16. Mai 2022

 

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