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Elmar Traks

Elmar Traks

Lind, Hera – Der Prinz aus dem Paradies (2017)

Roman nach einer wahren Geschichte

 

1995 bekommt Rosemarie von ihrem Sohn eine Reise nach Sri Lanka geschenkt – es ist ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk zu ihrem 49. Geburtstag. Eigentlich hätte sie viel lieber nach Spanien, Italien oder Griechenland gewollt, nicht ganz so weit weg von zu Hause, wo ihr 90-jähriger Vater und behinderter Bruder leben. Doch sie glaubt nicht an Zufälle und überwindet ihre Angst vor dem langen Flug und dem unbekannten Land.

Ein wenig freut sie sich schließlich auch auf das Abenteuer, denn nach ihrer Scheidung vor 12 Jahren musste sie für die beiden Kinder, Vater und Bruder da sein und sich eine berufliche Existenz aufbauen. An eine neue Beziehung war dabei nicht zu denken, außerdem hat sie das Vertrauen in die Männerwelt verloren.

 

Jetzt jedoch sind die Kinder aus dem Haus, sie hat sich als Psychologin,

die Entspannungskurse für Kinder und Erwachsene gibt, etabliert und ist gespannt, was das Leben, jetzt, „in der zweiten Hälfte“, noch für sie bereithält. Jemals wieder mit einem Mann zusammenzuleben, kann sie sich jedoch nicht vorstellen.

 

In ihrem Hotelressort fällt ihr bald ein ausgesprochen attraktiver Kellner auf, der ihr mit Blicken immer wieder signalisiert, dass auch er Gefallen an ihr findet. Aber er scheint recht schüchtern zu sein, macht keinerlei Annäherungs-versuche, was sie sehr sympathisch findet.

 

Doch schließlich lernen sich Rosemarie und der gut 20 Jahre jüngere Kasun doch kennen – für sie ist er die große Liebe, und auch er beteuert immer wieder seine große Zuneigung. Rose, wie Kasun sie liebevoll nennt, bleibt jedoch skeptisch, kann es kaum glauben, dass der so viel jüngere und attraktive Mann sich in sie, die fast 50-jährige, die immer Gewichtsprobleme hat, verliebt haben soll.

 

Doch dann kommt Kasun zu ihr nach Deutschland, und eine Liebesgeschichte mit vielen positiven und negativen Momenten nimmt ihren Lauf.

Beide heiraten schließlich in Sri Lanka nach buddhistischer Tradition und kehren gemeinsam nach Deutschland zurück.

 

Trotz vieler Schwierigkeiten gewinnen immer die große gegenseitige Liebe, Rosemaries 100%-iges Vertrauen und Optimismus … bis Kasun zu einem Besuch in seine Heimat aufbricht, wo er sich zum Ayurveda-Therapeuten ausbilden lassen will, um anschließend zusammen mit seiner Ehefrau in Deutschland eine Praxis zu führen.

 

Es kommt zum Bruch – doch damit ist Rosemaries und Kasuns Geschichte noch nicht zu Ende.

 

Resümee: Ihre Beziehung zu Kasun wird in der Rückschau von Rosemarie erzählt – vom Kennenlernen auf Sri Lanka bis hin zur Scheidung ihrer Ehe und einem Abschlussbesuch dorthin, wo alles begann. Aber auch danach geht die Geschichte noch unerwartet weiter.

Bewundernswert ist dabei, mit wie viel Humor, zum Teil auch Selbstironie und vor allem Herzenswärme sie auf die Jahre, die für sie eine ständige Berg- und Talfahrt waren, zurückblickt und wie versöhnlich, respektvoll und auch voller Dankbarkeit die Beziehung beiderseits trotz allem letztlich endet.

 

Man kann der Frau wirklich nicht vorwerfen, dass sie sich naiv in die Partner-schaft gestürzt hat, ganz im Gegenteil: Sehr lange hat sie, die nach einer gescheiterten Ehe keine Beziehung zu einem Mann mehr eingehen wollte, den Avancen des gut 20 Jahre jüngeren Kasun widerstanden, ihre Gefühle nicht zugelassen. Doch dieser zeigte immer wieder nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten, dass er seine Rose wirklich liebte, sodass sie sich schließlich auf ein Leben mit ihm einließ.

Zwar gab es immer wieder vor allem finanzielle Krisen, denn Rosemarie war immer Alleinverdienerin, finanzierte nicht nur ihrer beider Lebensunterhalt in Deutschland, sondern fühlte sich auch verpflichtet, Kasuns Familie in Sri Lanka zu unterstützten.

Doch ihr Lebensgefährte und spätere Ehemann kümmerte sich um den Haushalt, pflegte einen liebevollen Kontakt zu ihrem 90-jährigen Vater und beteuerte bis zuletzt nicht nur immer wieder seine große Liebe zu Rose, sondern auch glaubhaft seinen Willen, eine Arbeit zu finden … allein, das klappte nie.

Rosemarie war oft verzweifelt, aber sie vertraute dem geliebten Mann bis zuletzt 100%-ig, gab nie auf.

 

Kasun selbst wird keineswegs als berechnend beschrieben. Man nimmt ihm ab, dass er die gut 2 Jahrzehnte ältere Frau aus tiefstem Herzen liebte – ebenso wie das Leben im Wohlstand. Fast tut er einem schon leid, wenn man liest, welchen Einfluss seine Familie hatte, welchen Druck vor allem seine Mutter auf ihn ausübte, oft unter dem Deckmäntelchen des buddhistischen Glaubens.

 

Kurz: Beide – Rosemarie und auch Kasun – sind sehr sympathische Protagonisten. Gegen Ende wendet sich zwar das Blatt in Bezug auf ihn zunächst. Aber man hat irgendwie immer noch Mitleid, wenn man sieht, wie seine Familie selbst bei Rosemaries Abschiedsbesuch, bei dem sie die Scheidungspapiere persönlich übergab, versuchte, sie emotional und finanziell auszusaugen.

 

Und Rosemaries Geschichte geht noch weiter: Sie zog zu einem einem anderen Mann nach Berlin, der Kasun aber in keiner Weise das Wasser reichen konnte. Dort sah sie im Februar 2005 im TV die Nachrichten der Tsunami-Katastrophe und schrieb sofort an Kasun, der sie später anrief und mitteilte, dass seine Familie zwar schwere Schäden hinnehmen musste, aber überlebt hat.

 

Im April 2005 trafen beide sich noch einmal zu einer Aussprache in Mailand. Und am Schluss bleiben auch für Kasun nur Bewunderung und Sympathie übrig.

 

Fazit: Hera Lind hat es meisterlich verstanden, Rosemaries Geschichte

   in einen bewegenden, sehr lebendigen Roman umzusetzen.

 

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