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Elmar Traks

Elmar Traks

Lind, Hera – Gefangen in Afrika (2012)

Roman nach einer wahren Geschichte

 

Gerti Wolf ist 48 Jahre alt, als sie sich 1987 wegen eines Erschöpfungssyndroms in einer Reha-Klinik aufhält – sie ist körperlich und seelisch völlig ausgebrannt. Dort lernt sie ihren Zimmer-nachbarn Jürgen Bruns kennen, zu dem sie so viel Vertrauen fasst, dass sie ihm ihre Lebensgeschichte erzählt:

1939 geboren, wächst sie in bitterer Armut auf. Aber nicht nur Hunger,

Kälte und Entbehrungen sind an der Tagesordnung, sondern auch Schläge. Elterliche Liebe und Geborgenheit erfährt sie nicht.

Als Gerti mit 13 Jahren von zu Hause flieht, um als Haushaltshilfe zu arbeiten, gerät sie vom Regen in die Traufe: Sie wird ausgenutzt, erhält keine Bezahlung, bekommt kaum etwas zu essen, ist extrem unterernährt und körperlich gezeichnet, als der Vater sie nach 2 Jahren abholt.

 

Er bringt sie nach Reutlingen zu Tante Emmi, einer entfernten, allein lebenden Verwandten. Diese kümmert sich liebevoll um das Mädchen, das unter ihrer Fürsorge im Laufe der Zeit zu einer hübschen Jugendlichen heranwächst und Lebensfreude gewinnt.

 

Tante Emmi ist es auch, die Gerti als Haushälterin an die angesehene Reutlinger Familie Wolf vermittelt, wo sie richtig aufblüht. Deren Sohn Leo findet Gefallen an ihr, sie gibt dem Werben des gutaussehenden 3 Jahre älteren Mannes schließlich nach und heiratet ihn, als sie 19 Jahre alt ist.

Nachdem Leo eine Banklehre absolviert hat, avanciert er in seinem Heimatort schnell zu einem einflussreichen Banker und Geschäftsmann - „Kohle-Wolf“ ist allen ein Begriff.

Das Paar führt ein Leben in Wohlstand, bekommt 2 Söhne, und als diese größer sind, übernimmt Gerti das Geschäft ihrer Schwiegereltern.

 

Doch Leo hat noch Größeres vor: Er wandert nach Südwestafrika aus, dem heutigen Namibia, um dort Geld in Immobilien und andere Geschäfte zu investieren. Gerti bleibt mit den Kindern in Reutlingen; der nur sporadisch zu Besuch kommende Vater wird kaum vermisst. Nach 4 Jahren jedoch bitten ebenfalls in Namibia lebende Deutsche Gerti inständig, auch dorthin zu ziehen, denn ihr Mann würde sie brauchen.

 

Bereits während der Umzugsvorbereitungen kommt es zu einer Situation, die in ihr einen schlimmen Verdacht gären lässt, der zur Gewissheit wird, als sie mit ihren Söhnen eine Zeitlang in Namibia lebt: Leo hat nicht nur seine eigene Familie um all ihre Finanzen gebracht, sondern auch viele Menschen, die ihm vertraut haben, um ihr gesamtes Geld geprellt.

Es kommt noch schlimmer: Während Gerti noch in Deutschland lebte, hat er eine Zweitfamilie gegründet und 2 weitere Söhne bekommen.

 

Gerti will nach Deutschland zurück, zumal die politische Lage sich in Namibia zuspitzt. Doch vor seiner Auswanderung ließ Leo sie zahlreiche Dokumente unterschreiben – unter anderem hat sie sich in Unkenntnis des Inhalts damit einverstanden erklärt, die südafrikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Und Leo hat die Pässe einkassiert. Er ist zwar bereit, sie ausreisen zu lassen, jedoch ohne die Söhne, was für Gerti überhaupt nicht in Frage kommt.

 

Unter den Angehörigen der deutschen Community hat sie mittlerweile jedoch viele gute Freunde, die zu ihr halten und ihr zu einer abenteuerlichen Flucht verhelfen.

Damit jedoch ist ihr Leidensweg noch lange nicht zu Ende.

 

Resümee: So zierlich und schwach Gerti körperlich ist, so stark ist sie mental. Sie hat einen unbändigen Willen, der sie von Geburt an die schwierigsten Lebenslagen meistern lässt. Fleiß und Mut tun ein Übriges.

Doch als sie es geschafft hat, als sie eine Familie hat, um die sie sich liebevoll kümmert und außerdem selbst eine Geschäftsfrau geworden ist, als es ihr an nichts fehlt, sie ganz oben ist, kommt der Absturz:

Ihr Mann Leo, der angeblich so erfolgreiche und bewunderte „Kohle-Wolf“, entpuppt sich als Betrüger, der sogar seine ahnungslosen Eltern um ihr gesamtes Vermögen gebracht und das eigene Kapital ohne das Wissen seiner Frau nach Namibia transferiert hat. Letztlich müssen Gertis in äußerst bescheidenen Verhältnissen lebenden Eltern ein kleines Grundstück verkaufen, damit sie die Umzugskosten nach Namibia begleichen kann.

 

Dort beginnt dann der wahre Albtraum: Leo hat auch Geschäftspartner um ihr Vermögen gebracht und eine Zweitfamilie gegründet. Außerdem hat er sich zu einem größenwahnsinnigen Alkoholiker entwickelt, der Gerti tyrannisiert. Diese versucht, möglichst alles von ihren Söhnen fernzuhalten, leidet

immer mehr und will – auch wegen der sich dramatisch verschlechternden politischen Lage – zurück nach Deutschland.

Doch Leo hat vorgesorgt: Er hat ihr einstiges Vertrauen in ihn ausgenutzt und ihr ein Dokument zur Unterschrift untergeschoben, mit dem sie die süd-afrikanische Staatsbürgerschaft annimmt. Ihre und die Pässe der Söhne hat er konfisziert. Damit ist eine Ausreise ohne sein Einverständnis unmöglich.

 

Nur mit Hilfe von deutschen Freunden, die um Leos Tun wissen, Gerti aber schätzen, gelingen ihr und den beiden Söhnen die Flucht nach Deutschland, wo sie buchstäblich nur mit dem ankommen, was sie am Leib tragen.

Sie schafft es mit Unterstützung einer Freundin und deren Mann, sich wieder eine Existenz aufzubauen. Doch Leo gibt nicht auf: Er will die Kinder bei sich haben, und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Aber Gerti kämpft, bis sie im wahrsten Sinne des Wortes zusammenbricht … und Leo im übertragenen Sinn am Boden liegt.

Im Gegensatz zu ihm findet Gerti jedoch noch ein stabiles Glück.

 

Fazit: ein ebenso spannender wie ergreifender Roman über eine Frau, die

es von ganz unten nach ganz oben geschafft hat, bitter abgestürzt ist, aber am Schluss doch noch ihr Glück findet.

 

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