Roman nach einer wahren Geschichte
Die attraktive, sportliche und lebensfrohe Nadia (44) will nach der Trennung von ihrem Ehemann das Leben genießen. Nachdem sie
zusammen mit 2 Freundinnen vor gut einem Jahr eine Türkeireise gemacht hat, interessiert sie sich für den Orient, hat schon arabische Kochkurse besucht, ein wenig Arabisch gelernt und sich mit ihrem Volkshochschullehrer Ali und seiner Frau angefreundet. Mit ihnen hat sie kürzlich deren irakischen Freund Omar in Holland besucht. Als sich ein paar Tage später telefonisch ein gewisser Karim bei ihr meldet, ist sie sehr erstaunt.
Er ist Iraker, lebt ebenfalls in Holland, und Omar hat ihm von Nadia vor-geschwärmt. Er will sie unbedingt kennenlernen und macht gleich Nägel mit Köpfen: Die völlig überrumpelte Frau soll ihn am nächsten Tag vom Bahnhof abholen, wo er mit dem Zug aus Amsterdam ankommt.
Nadia weiß zwar überhaupt nicht, was sie davon halten soll, ist aber neugierig und begibt sich zur verabredeten Zeit zum Bahnhof. Sofort fühlt sie sich zu dem attraktiven Mann hingezogen und fährt mit ihm in ihre Wohnung, wo sie ein orientalisches Mahl vorbereitet hat. Beim anschließenden Tee macht er, der bereits eine Frau und Kinder hat, wie er Nadia erzählt hat, ihr einen Heiratsantrag. Mit seiner Frau lebe er nur noch rein platonisch wegen der Kinder zusammen, könne ihr außerdem eine Scheidung aufgrund seines Glaubens unmöglich antun. Er sehnt sich jedoch nach einer fröhlichen, selbst-ständigen Frau wie Nadia, die seine Zweitfrau werden soll.
Um es kurz zu machen: Sie findet sein Ansinnen zwar unmöglich, hat sich aber bereits bei diesem ersten Treffen unsterblich in ihn verliebt. Beide
treffen sich erneut und heiraten einen Monat nach ihrem Kennenlernen nach islamischem Recht in einem schmucklosen, rein formalen Akt, da der Islam Sex ohne Trauschein verbietet.
Nadia lebt fortan nach den Regeln des Koran und muss ihrem Mann gehorchen, mit dem sie später in den Oman zieht. Auch dort darf sie das Haus nur sorgfältig verschleiert verlassen, nicht alleine einkaufen, keine eigenen Entscheidungen treffen, mit keinem anderen Mann einen auch noch so harmlosen Kontakt haben. Doch Karim und sie lieben sich, sie vertraut ihm und er sorgt für sie liebevoll und zuverlässig. Dafür nimmt sie auch in Kauf, dass sie ihn mit seiner ersten Frau und deren Kindern teilen muss.
Als ihm die Leitung eines Hotels übertragen wird, freut Nadia sich, dass sie dort auch eine verantwortungsvolle Arbeit bekommt und den ganzen Tag mit ihrem Mann zusammen ist. Dafür nimmt sie Maßregelungen in Kauf, wenn sie sich trotz allen guten Willens und Bemühens mal wieder nach dem Gesetz der Scharia „haram“ (verboten) verhält.
Ihre Welt bricht allerdings zusammen, als Karim eine dritte Ehe eingeht, wovon sie durch andere erfährt.
Sie flüchtet in der Folgezeit mehrmals nach Deutschland, gibt jedoch immer wieder dem Werben und den schönen, aber letztlich leeren Versprechungen ihres Mannes nach und kehrt zu ihm zurück.
Resümee: Im Rahmen der Handlung erfährt man einiges über den Islam - besonders über die Rollen von Mann und Frau im häuslichen Umfeld und in der Öffentlichkeit. Es ist eine völlig andere Welt als die von westlichen Werten geprägte – und die Protagonistin Nadia muss wegen ihrer Beziehung zu Karim eine entsprechend radikale Wandlung durchmachen.
Sie wird zu Beginn des Buches als selbstbewusste Mittvierzigerin vorgestellt, die nach der Trennung von ihrem Ehemann nun ihre Freiheit genießen will. Sie ist lebensfroh und unternehmungslustig, sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst und neuen Kontakten nicht abgeneigt. Eine erneute Heirat kommt
für sie zumindest auf absehbare Zeit nicht infrage.
Als sie den attraktiven Iraker Karim kennenlernt, der sie nach ein paar Stunden des Kennenlernens bittet, seine Zweitfrau zu werden, hält sie das zunächst für eine fixe Idee. Doch sie hat sich bereits in ihn verliebt, besucht ihn in Holland, und bald ist es nicht nur um ihre Gefühle, sondern offen-sichtlich auch um ihren Verstand geschehen: Um mit ihm endlich den heiß ersehnten Sex haben zu können, muss sie ihn nach islamischem Recht heiraten, was in einem äußerst schmucklosen, formalen Akt auch schnell geschieht.
Damit hat sie jedoch ihre Eigenständigkeit komplett aufgegeben, nimmt
den islamischen Glauben an, nach dessen Regeln sie fortan leben muss.
Sie gehorcht ihrem Mann, der bei Spannungen alles in seinem Sinne hin-argumentiert und dabei meist Allahs Willen ins Feld führt. Doch Nadia liebt ihn, wie sie stets betont – warum, das entzieht sich allerdings meinem ratio-nalen Zugriff … blendendes Aussehen und leidenschaftlicher Sex können
auf Dauer in einer Beziehung ja nicht alles sein.
Im Oman lebt in räumlicher Nähe auch Karims erste Frau mit den gemein-samen Kindern, und Nadia arrangiert sich damit, den Mann mit ihr zu teilen – meist im täglichen Wechsel. Als der rebellische älteste Sohn zu ihnen zieht, hat Nadia 2 Männer um sich, die sie bedienen und denen sie gehorchen muss. Stress ist an der Tagesordnung.
Mit anzusehen, wie die einst so lebensfrohe Frau immer mehr ihr eigenes Ich, ihre Eigenständigkeit und ihre Selbstachtung aufgibt, darunter leidet, das ist unerträglich. Immer wieder gelingt es Karim, sie bei Missstimmungen durch Liebesbezeugungen, schöne Worte, leere Versprechungen, die Mitleids-masche und vor allem mit Verweis auf den Koran zu besänftigen. Und die Versöhnung ist immer wunderbar.
Mehrmals fliegt Nadia in der Absicht, sich endgültig von Karim zu trennen, zurück nach Deutschland, baut sich in Spanien, wo ihr älterer Bruder lebt, sogar eine eigene Existenz auf, doch dann meldet sich Karim irgendwann wieder … sie erliegt erneut seinen schönen Worten, seiner Attraktivität und sexuellen Anziehungskraft, und alles beginnt erneut.
Seine erste Frau lebt später mit den Kindern in Jordanien, und er lässt sich – als Nadia sich erneut von ihm getrennt hat - von Ehefrau Nr. 3 scheiden, um angeblich nur für Nadia da zu sein. Und wieder wird diese schwach und geht zurück in den Oman … bis Karim heimlich eine 4. Ehe eingeht.
Die ständigen Wiederholungen bestimmter Situationen und Handlungen in Variationen machen das Buch zum Teil langatmig: Nadia hat im Beisein von anderen mal wieder ihrer Freude offen Ausdruck gegeben – man weiß, sie wird von Karim böse angesehen, entschuldigt sich und gelobt Besserung.
Sie hat im Rahmen ihrer Berufstätigkeit Kontakt zu einem Mann gehabt – erwartungsgemäß rastet Karim aus. Sie sind zusammen in der Öffentlichkeit – Karim fordert sie auf, ihr Haar besser zu bedecken usw. Diese Vorherseh-barkeit des Aktion-Reaktion-Schemas macht das Lesen auf Dauer ermüdend.
Fazit: Nadias schon masochistisches Verharren in der Beziehung zu Karim
macht sie mir unsympathisch. Ihr (Nicht-) Agieren provoziert sehr viele gleiche Handlungsabläufe und ist ermüdend. Der für Hera Lind typische, lebendige Schreibstil, bei dem auch Humor und ein wenig Selbstironie nicht zu kurz kommen, macht glücklicherweise so manche Durststrecke wett.
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