Die Inselkommissarin 10
Kriminalroman
Am Fastensee auf Fehmarn wird die Leiche der Schleswiger Polizistin Merle Harmsen gefunden. Obwohl die Spezialisten vor Ort
eine gezielte Stichwunde ins Herz und Blutanhaftungen festgestellt haben, sind die näheren Todesumstände noch unklar, als Hauptkommissarin Lena Lorenzen vom LKA Kiel – bekannt auch als Inselkommissarin – von ihrer Chefin über den Fall informiert wird.
Die Tote hatte vor einiger Zeit einen Kollegen ihrer Dienststelle wegen des Verdachts auf Korruption angezeigt, sich anschließend krankschreiben lassen und auf den Bauernhof ihrer Eltern auf Fehmarn zurückgezogen.
Da Lena Lorenzens Partner Johann Grasmann sich in Elternzeit befindet, ermittelt sie zusammen mit Naya Olsen, einer jungen Kollegin dänisch-grönländischer Abstammung. Später kommt auch noch der kurz vor seiner Pensionierung stehende Ole Kotten hinzu.
Ist der Täter im beruflichen Umfeld zu suchen, weil Merle Harmsen einigen Leuten mit ihrer Anzeige und eigenen Recherchen zu nahe gekommen ist? Oder hat der Mord einen privaten Hintergrund? Eigenartig ist, dass sie in den letzten Wochen nach vielen Jahren wieder Kontakt zu den Mitgliedern ihrer Jugend-Clique gesucht hat. Ging es ihr nur um das Wieder-Auflebenlassen der alten Beziehungen oder war Merle auf der Suche nach bestimmten Informationen?
Resümee: Die Romane um die Inselkommissarin Lena Lorenzen haben für mich eine sehr unterschiedliche Qualität – von sehr gut bis ziemlich mäßig
ist die ganze Bandbreite vorhanden.
Dieser Band hat mir wieder einmal gar nicht gefallen:
Die Ermittlungen machen kaum Fortschritte, es werden immer wieder die gleichen Personen vernommen – die sich übrigens zu Recht beschweren, dass ihnen immer wieder die gleichen Fragen gestellt werden - und die Handlung schleppt sich streckenweise zäh dahin.
Die Vorgehensweise der Kommissare kann ich zum Teil nicht nachvollziehen. Um nur 1 Beispiel zu nennen: Da wird Lena Lorenzen in Schleswig Zeuge, wie jemand erschossen wird, und sie vermutet, dass der Schütze jemand
aus dem Fehmarner Freundeskreis von Merle Harmsen ist. Das Einfachste und Sinnvollste wäre es doch, ihre Kollegin Naya, die sich zu dem Zeitpunkt dort aufhält, bei den jeweiligen Adressen vorbeizuschicken. Denn diejenigen, die sie zu Hause antrifft, könnte man dann schon mal getrost als Täter aus-schließen. Aber nein, als sie selbst wieder auf der Insel ist, finden erneut langwierige Befragungen statt.
Überhaupt ist Lena Lorenzen zwar nach wie vor sehr einsatzfreudig und scheut kein noch so großes Risiko, ansonsten scheint sie mir aber oft unkonzentriert und mit den Gedanken bei ihrer Familie in Husum zu sein.
Der Spagat zwischen Privat- und Berufsleben gelingt ihr nicht gut und macht nicht nur sie und ihren Lebenspartner, sondern auch den Leser unzufrieden.
Die anderen Charaktere – vor allem die aus dem Kreis der Verdächtigen - bleiben eher unscharf, ohne Aussagekraft.
Insgesamt fehlt es dem Buch nicht nur an Spannung, sondern auch an Atmosphäre und kommt dadurch recht nordisch kühl rüber.
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