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Elmar Traks

Elmar Traks

Hinrichs, Anette – Die fünfte Jahreszeit (2020)

Kriminalroman

Malin Brodersen 1

 

In einer kühlen Septembernacht schläft ein Obdachloser wie schon so oft beim Torhaus in Hamburg Wellingsbüttel auf einer Parkbank,

als er durch ungewohnte Geräusche aufwacht. Er will der Ursache auf den Grund gehen und schleicht vorsichtig den Pfad in Richtung des Gebäudes entlang. Als er beim Torbogen ankommt, stößt er plötzlich auf ein Hindernis … und rennt panisch davon.

Etwas später am Morgen meldet eine Frau den Fund einer Leiche: Diese ist in ein weißes Tuch gekleidet und mit dicken Seilen in der Haltung eines Hampel-manns zwischen die Balken des Toreingangs gespannt. Dem ersten Anschein nach handelt es sich um einen Mann, der keine äußeren Verletzungen auf-weist, und bereits vor dem Aufhängen getötet wurde.

 

Als seine Frau den pensionierten Kinderarzt Dr. Woy als vermisst meldet und kurz darauf dessen Wagen verlassen aufgefunden wird, ist klar, dass es sich bei dem Toten im Torhausbogen um ihn handelt.

 

Es ist der zweite Fall für Kriminalkommissarin Malin Brodersen, die erst

vor 3 Wochen ihren Dienst beim Hamburger LKA angetreten hat und nun zusammen mit ihrem Vorgesetzten, dem Ersten Kriminalkommissar Hans Fricke, sowie den Kollegen Frederick Bartels, Ole Tiedemann und Sven Andresen ermittelt.

 

Krimifan Malin Brodersen lässt die wie inszeniert erscheinende Auffinde-situation der Leiche keine Ruhe, das Bild kommt ihr sehr bekannt vor, und

sie ist sich sicher, dass es genau so schon einmal in einem Krimi beschrieben wurde. Und richtig: Zusammen mit ihrem Großvater – ebenfalls passionierter Anhänger dieser Literaturgattung – findet sie das entsprechende Buch. Es stammt von der renommierten Autorin Charlotte Leonberger, deren Werke jeweils eine Jahreszeit im Titel haben.

Wie sich herausstellt, war der Tote einst ihr Kinderarzt.

 

Dann geschieht ein zweiter Mord – diesmal an Viktoria Steiner, der ehemals besten Freundin der Autorin. Auch bei ihr entspricht das Arrangement der Leiche exakt der Beschreibung in einem anderen ihrer Jahreszeiten-Romane.

 

Die Ermittler fürchten nun, dass es sich um einen Serienkiller handelt,

der bereits weitere Taten plant. Wie können sie ihn stoppen? Wer wird sein nächstes Opfer sein? Ist Charlotte Leonberger selbst in Gefahr? Und: Hält

der Obdachlose, von dessen Existenz die Beamten mittlerweile wissen, wichtige Informationen zurück?  

 

Resümee: Malin Brodersen ist neu im Ermittlerteam des Hamburger LKA. Daher, vor allem jedoch auf Grund ihres unkonventionellen beruflichen Werdegangs, hat sie keinen leichten Stand. Aber sie ist willensstark, hart-näckig und durchsetzungsfähig, eckt allerdings mit ihren Alleingängen oft an. Dies bringt ihr regelmäßig eine Zurechtweisung ihres Vorgesetzten ein, die

sie allerdings nicht daran hindert, bei nächster Gelegenheit wieder auf eigene Faust zu ermitteln. Diese Unbelehrbarkeit nervt auf Dauer etwas, auch weil sie sich damit (unnötig) in Gefahr begibt.

 

Andererseits macht genau dies einen Teil der Spannung aus, die das Werk von Anfang bis Ende konstant durchzieht. Insbesondere der Schluss wäre ohne ihr eigenmächtiges Handeln nicht derart dramatisch.

 

Ihre Kollegen sind für mich keine Sympathieträger: Sven Andresen ist mit seiner offen zur Schau gestellten Inakzeptanz gegenüber seiner neuen Kollegen ein echte Widerling, Frederick Bartels kommt mit seinen Ehe-problemen nicht klar und sucht (vergeblich) Trost bei Malin, Ole Tiedemann bleibt absolut blass, und ihrer aller Vorgesetzter Hans Fricke regt sich schnell auf, ist allerdings nicht sehr durchsetzungsfähig.

 

Die Handlung bezieht den Leser stets mit ein, denn genau wie Malin und ihr Großvater rätselt man mit, welchen Hinweis auf sein Motiv und seine Identität der Serienkiller mit den Botschaften gibt, die er bei den Leichen hinterlässt. Welches Opfer hat er als nächstes im Visier? Können die Kommissare den Wettlauf mit der Zeit gewinnen und weitere Morde verhindern, indem sie den nächsten Band der Romanreihe von Charlotte Leonberger studieren?

 

Die Orte der Handlung sind in Hamburg, wo die Taten geschehen, und Kiel, dem Wohnort von Charlotte Leonberger, angesiedelt. Die Beschreibung der einzelnen Szenen ist so detailliert, dass das Geschehen wie ein Film vor dem inneren Auge des Lesers abläuft.

 

Die Konstellation der jungen, zierlichen aber zähen Kommissarin, die ein enges Verhältnis zu ihrem Großvater hat, der auch bei den Ermittlungen unentbehrlich ist, erinnert sehr an die „Waatstedt und Faber“ Romane von Elke Nansen mit Rike Waatstedt und deren Opa Knut als zwei Protagonisten.

 

Leider strotzt der Mittelteil vor Rechtschreibfehlern, und die vielen Ausdrucks-wiederholungen wären auch vermeidbar gewesen.

 

Fazit: ein spannender Krimi mit interessanten, wenn auch nicht unbedingt

sympathischen Protagonisten – eine uneingeschränkte Ausnahme ist Malin Brodersens Großvater – und formalen Schwächen

 

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