Erzählung
In dem weitgehend autobiografischen Buch erzählt die Autorin – sie nennt sich hier Lisbeth - in Briefform ihrer vor gut 50 Jahren verstorbenen Mutter Ella aus ihrem Leben. Sie beginnt mit dem Alter von
9 Jahren, als ihre 4 Jahre jüngere Schwester schwer erkrankt und schließlich stirbt. Während dieser Zeit müssen die Eltern sich so intensiv um die Kleine kümmern, dass Lisbeths Bedürfnis nach Zuwendung nicht auch noch gestillt werden kann. Sie fühlt sich oft sehr einsam.
Als sie 22 Jahre alt ist, verliert sie ihre Eltern durch einen Autounfall – ein traumatisches Ereignis, das sie lange Zeit nicht verarbeiten kann und das sie auch in ihrem weiteren Leben stark belastet. Der 12 Jahre alte Bruder hat den Unfall überlebt; Lisbeth und ihr damaliger Freund nehmen ihn bei sich auf und sind quasi Elternersatz. Doch die Beziehung hält diese Aufgabe nicht aus.
Es folgen weitere prägende Stationen, wie z.B. eine neue Partnerschaft, die in einer jahrzehntelangen Ehe mit Kindern mündet. Doch es ist keine Beziehung auf Augenhöhe – Lisbeth ist diejenige, die sich ständig unterordnet, der aber die Anerkennung verwehrt wird.
Als die Kinder bereits erwachsen und aus dem Haus sind, entschließt sie sich endlich zur Scheidung.
Später geht sie eine neue Ehe ein, doch nach etlichen Jahren trennt sich das Paar.
Schließlich und endlich, nach einem mühsamen Weg, gelingt Lisbeth der Schritt hin zu einem zufriedenen, weitestgehend unbeschwerten und selbst-bestimmten Leben, frei von dem permanenten Streben nach Anerkennung und Wahrgenommen-Werden.
Resümee: Die Autorin schreibt als Lisbeth Briefe an ihre Mutter Ella. In ihnen lässt sie die vor gut 50 Jahren durch einen Unfalltod aus dem Leben Gerisse-ne größtenteils autobiografisch an wichtigen, sie prägenden Stationen ihres Lebens – seien sie positiv oder negativ - und ihren Gefühlen teilhaben. Denn zu vieles ist ungesagt geblieben, Vorwürfe stehen im Raum – auch nach der langen Zeit noch eine große Bürde für die mittlerweile gut 70-jährige.
Wünschenswertes Ziel dieses Schreib-Projekts ist es, zu der Mutter, die im wahrsten Sinne des Wortes nicht greifbar, sondern fremd und unerreichbar ist, eine Nähe herzustellen.
Die Brief beginnen lange mit der Anrede „Liebe Mutter“, die später gelegent-lich zu „Meine liebe Mutter“ wechselt.
Gegen Schluss erfolgt der gedankliche Monolog losgelöst von der Mutter-Tochter-Rolle auf Augenhöhe mit der Anrede „Meine liebe Ella“.
Er endet mit einem ausgesöhnten „Meine liebgewonnene Ella“ und schließt mit einem „In liebevoller Verbundenheit Dein Lisbeth“.
Dies drückt auch die Zufriedenheit und Dankbarkeit darüber aus, dass die Autorin im Laufe des Schreibens, während dem sie ihrer Mutter Einblicke in ihr Leben gab, peu à peu wie gewünscht eine Verbindung und Nähe zu ihr aufbauen konnte und ihren inneren Frieden gefunden hat.
Obwohl die Erzählung die prägenden Stationen einer ganz persönlichen Bio-grafie schildert, enthält sie doch viele Aspekte, die mit Sicherheit auch auf Frauen zutreffen, deren Lebensweg ein komplett anderer (gewesen) ist. Mich hat sie an vielen Stellen zum Nachdenken über meine eigene Geschichte ver-anlasst – ich werde das Buch sogar noch ein zweites Mal lesen.
Fazit: eine sehr bewegende, lange nachwirkende Geschichte,
erzählt von einer mutigen Frau
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A.T. (Dienstag, 09 Januar 2024 09:33)
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