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Elmar Traks

Elmar Traks

Thiesler, Sabine - Romeos Tod (2024)

Roman

 

Nach 10 Jahren Haft wird Mona Russo aus dem Gefängnis entlassen. Ihre alte Wohnung gibt es ebenso wenig wie Familienmitglieder oder Freunde, zu denen sie gehen könnte. Da sie

nichts in Berlin hält, beschließt sie, mit der Bahn nach Italien zu reisen, um ihren höchstwahrscheinlich in Florenz abgetauchten Ex-Mann Vincenzo und ihre Kinder zu finden. Im Zug lernt sie Dorothea Jespig kennen, die auf dem Weg nach Gernersburg bei München ist. Sie will ihren Sohn Jan überraschen, der im dortigen Theater den Hamlet spielen wird.

Als die Zugfahrt sich um unbestimmte Zeit verzögert, mieten beide Frauen einen Wagen, eins kommt zum anderen, und Mona besucht schließlich zusammen mit Dorothea die „Hamlet“-Premiere. Jan Jespik brilliert in seiner Rolle, ist der Star auf der anschließenden Feier, auf der der Exzentriker auch Mona kennenlernt. Beide verlieben sich Hals über Kopf ineinander, können fortan nicht mehr voneinander lassen.

 

In langen Nächten, nach heißem Sex, erzählt Mona Jan die erschütternde Geschichte ihrer Ehe, die in einer Verzweiflungstat und schließlich im Gefängnis endete.Von ihrem Mann und den Kindern hat sie seitdem nichts mehr gehört. Jan ist tief betroffen vom Leid, das diese wundervolle Frau ertragen musste und verspricht ihr, sie zu rächen.

 

Allerdings ist es ihm sehr wichtig, nach dem Hamlet erst noch die Hauptrolle im „Lenz“ von Georg Büchner spielen. Mona hingegen möchte nun endlich nach Florenz weiterreisen, um ihre Familie aufzuspüren. Sie freut sich, als Dorothea ihr anbietet, sie zu begleiten und bei den Recherchen zu helfen.

 

Nach langer Suche finden sie Vincenzo schließlich – die Bühne für Jan Jespiks Auftritt ist bereitet.

 

Resümee: Als Genre wird bei diesem Buch zu Recht „Roman“ angegeben. Denn die Handlung ist zwar durchaus spannend, es werden Verbrechen verübt und es geschieht sogar ein Mord, dennoch fehlen die für Thriller bzw. Krimis typischen Merkmale, wie z.B. polizeiliche Ermittlungen rund um Tat-motiv und Tätersuche – beide sind dem Leser bekannt.

 

Im Fokus der Handlung stehen abwechselnd Mona und Jan.

Viel Wert hat Sabine Thiesler dabei auf das Herausarbeiten der psychischen, ja zum Teil psychotischen Verfassung der Protagonisten gelegt. Diesbezüglich tun sich unheilvolle Abgründe auf, wenn vor allem Jan Jespik wie unter Zwang seine mentale Disposition ausleben muss und dabei oft dem Wahnsinn nahe ist. Dabei ist er manipulierbar, was Mona geschickt für ihre Zwecke auszu-nutzen weiß.

 

Die Handlung ist quasi in 3 Akten aufgebaut, die in verschiedene Szenen unterteilt sind:

. Sie entwickelt sich in der Exposition, in der die Protagonisten in ihren

Grundzügen dargestellt werden: Mona Russo lernt Dorothea und Jan Jespik kennen, zu denen eine Beziehung entsteht. Dies entspricht der Phase, in der Jan Jespik den Hamlet spielt.

. Es folgt die Peripetie, in der die Handlung sich weiterentwickelt, eine Wende nimmt und es schließlich zur Konfrontation kommt: Dorothea und Mona fahren nach Florenz, wo sie deren Ex-Mann und die Kinder suchen. Als die Recher-chen Erfolg haben, kommt Jan nach – sein Engagement als „Lenz“ in Büchners gleichnamiger Erzählung ist beendet.

. Das Geschehen endet in einer Katastrophe, Jan reist wieder nach Deutsch-land, kehrt in seinen Alltag zurück und nimmt die Rolle des Romeo in „Romeo und Julia“ an, bevor Mona ihm folgt.

 

Doch damit ist der Roman noch nicht beendet: Es folgt noch ein fulminanter Paukenschlag.

Die Sprache wirkt stellenweise primitiv. Das ist zwar sehr gewöhnungs-bedürftig, aber den Protagonisten auf den Leib geschrieben – ein anderer Stil wäre nicht authentisch.

 

Fazit: ein im wahrsten – und positiven - Sinne wahnsinniges Buch

 

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