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Elmar Traks

Elmar Traks

Niven, John – Old School (2017)

Roman

 

Susan geht auf die 60 zu, sieht aber noch recht jugendlich aus. Sie begeistert sich für Horrorfilme und ist bei ihrer Laien-Theater-gruppe für Kostüme und Requisiten zuständig – besonders die Herstellung von täuschend echt aussehendem Kunstblut hat sie voller Leidenschaft perfektioniert. Ansonsten ist sie seit 35 Jahren mit Barry, einem vereidigten Wirtschaftsprüfer, verheiratet und führt ein eher langweiliges Hausfrauen-dasein.

Susans gleichaltrige Freundin Julie hingegen hat früher ein aufregendes, glanzvolles Leben in Europa, Amerika und Australien geführt und hatte zahl-reiche Liebhaber. Doch nach etlichen Schicksalsschlägen kann sie sich jetzt gerade noch eine billige kleine Wohnung leisten, arbeitet in einem Altersheim, in dem viele Pflegebedürftige leben, und muss jeden Penny umdrehen. Aber sie ist eine Überlebenskünstlerin.

 

Dort hat sie sich mit der 87-jährigen lebensfrohen Ethel angefreundet, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Früher war sie eine Berühmtheit, die in der Welt rumgekommen ist, in Bars und Restaurants gesungen und getanzt und das Leben in vollen Zügen genossen hat. Ihre Sprache kann man beim besten Willen nicht als salonfähig beschreiben.

 

Auch die sehr religiöse Jill (67) ist mit Susan befreundet. Sie hat einen schwerkranken kleinen Enkelsohn, dessen Leben nur durch eine extrem

teure Operation in Amerika gerettet werden könnte. Die bislang gesammelten Spenden reichen dafür bei Weitem nicht und die Zeit rennt davon.

 

Da schlägt das Schicksal plötzlich und unerwartet zu: Susans Ehemann

wird tot in einer Souterrainwohnung aufgefunden. Sie ist wie vor den Kopf gestoßen, als sie erkennen muss, dass ihr biederer „boring Barry“, wie er von Julie despektierlich genannt wurde, nicht nur ein bizarr-ausschweifendes Sex-Doppelleben geführt, sondern ihr auch einen nicht zu bewältigenden Schuldenberg hinterlassen hat.

 

So geht es nicht weiter. Vier Frauen mit dringendem Geldbedarf – da hilft nur ein radikales Vorgehen, um nicht komplett dem sozialen Untergang anheim zu fallen! Eine Bank muss ausgeraubt werden. Bei der Planung bekommen sie professionelle Unterstützung von Julies altem Freund „Nails“, der eine lange, erfolgreiche Karriere als Bankräuber vorzuweisen hat. Als Krimineller alter Schule bevorzugt er daher ein Vorgehen nach seiner Old-School-Art (Titel).

 

Resümee: Das Buch überzeugt durch eine spannende Handlung mit vielen skurrilen Szenarien. Dabei spielt der Banküberfall eine untergeordnete Rolle. Hauptthema ist die turbulente Flucht mit der millionenschweren Beute bis nach Frankreich, bei der sie permanent von der Polizei gejagt … und immer haarscharf verfehlt werden.

 

An manchen Stellen bleibt einem das Lachen im Halse stecken, an anderen lacht man los. S

Im Verlauf der Handlung eskalieren die Ereignisse immer mehr, werden zum Teil Slapstick-artig überzogen geschildert.

 

Dabei werden die eigentlich „Bösen“ als die „Guten“ dargestellt, denen man nur das Beste wünscht und immer wieder hofft, dass ihnen die Flucht vor der Polizei gelingt. Gegenüber den per se als „gut“ Eingestuften, nämlich die Verbrecher jagenden Polizisten, empfindet man dagegen Schadenfreude und Genugtuung, wenn ihnen der Zugriff wieder einmal misslingt.

Der Autor betreibt dabei insgesamt ein subtiles Spiel mit gängigen Vorurteilen, gewürzt mit schwarzem Humor.

 

Jeder einzelne der ganz unterschiedlichen Charaktere ist von Verhalten, Denken und Sprache hervorragend herausgearbeitet. Ihr Zusammenspiel macht einen ungeheuren Reiz aus. Zum Beispiel fleht die religiöse Jill die burschikose, kein Blatt vor den Mund nehmende und wie ein Droschken-kutscher fluchende 87-jährige Ethel immer wieder an: „Bitte, Ethel ...“ Oder: Selbst auf der Flucht vor der Polizei ist sie darauf bedacht, penibel die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten und treibt damit Susan schier in den Wahnsinn. Solcherart entsteht viel Situationskomik.

 

Jede einzelne der weiblichen Hauptdarstellerinnen ist mir im Laufe der Handlung ans Herz gewachsen.

 

Fazit: ein herrlich schräger, anarchischer, und gleichzeitig mit viel

Menschlichkeit gespickter Roman mit der Aufforderung, sein

Schicksal in die Hand zu nehmen, nicht aufzugeben und sich

nicht einschüchtern zu lassen

 

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