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Elmar Traks

Elmar Traks

von Bernuth, Christa – Tief in der Erde (2022)

Kriminalroman nach einer wahren Begebenheit

 

Die 10-jährige Annika ist das jüngste von 4 Kindern des Ehepaares Stephan und Gabi Schön.

Der15. September 1981 ist der erste Schultag nach den Sommerferien,

für das Nesthäkchen der erste Tag auf dem Gymnasium. Nach dem Unterricht geht sie mit zu ihrer gleichaltrigen Cousine Marie, die ganz in der Nähe ihres eigenen Elternhauses wohnt, und später radeln beide gemeinsam zum Tur-nen. Danach wartet ihre Tante, die Schwester von Gabi Schön, bereits mit dem Abendessen auf sie – Annika hat total vergessen, dass sie nach dem Sport sofort nach Hause kommen sollte.

Als gegen 19.30 Uhr ihr Vater bei den Verwandten anruft, schicken diese das Mädchen sofort auf den höchstens 15 Minuten dauernden Heimweg, doch sie kommt nie bei ihrem Elternhaus an.

 

Erfolglos sucht die Familie die Gegend ab, am nächsten Tag helfen Feuer-wehrmannschaften, Polizisten und Hundeführer, doch lediglich Annikas Fahrrad wird am Wegesrand gefunden. Von ihr selbst fehlt jede Spur.

 

Stattdessen bekommt die Familie einen mysteriösen Anruf: Den Teilnehmer am anderen Ende hört man zwar atmen, er sagt jedoch nichts, sondern

spielt lediglich einen in Bayern allseits bekannten Jingle ab, der die Verkehrs-meldungen einleitet.

Am 18. September erhält die Familie Schön einen Erpresserbrief - Annika

sei entführt worden und man fordere 2 Millionen Mark Lösegeld.

Die Anrufe wiederholen sich – eine Fangschaltung wird erst viel zu spät installiert – und es kommt ein weiterer Erpresserbrief.

Die Polizei jedoch stochert im Nebel, Indizien werden vernachlässigt, das nahe gelegene Internat wird nicht in die Ermittlungen einbezogen - auch

nicht, als man am 4. Oktober 1981 Annikas Leiche findet: in einer Kiste, die

im benachbarten Wald vergraben wurde.

 

Erst 2008 wird ein stark verschuldeter Radio- Fernsehtechniker festge-nommen, der zur Tatzeit in der Gegend des Verbrechens ein Geschäft mit angeschlossener Werkstatt betrieben hat. Die Verurteilung erfolgte 2010 aufgrund von Indizien. Viele Menschen jedoch haben erhebliche Zweifel an seiner Schuld – selbst Annikas ältester Bruder ist davon überzeugt, dass der wahre Schuldige nach wie vor frei herumläuft, und betreibt private Recher-chen. Trotz neuer, belastbarer Indizien, die auf das Internat verweisen, ver-weigert das Gericht ein Wiederaufnahmeverfahren.

 

2023 wird der Radio- und Fernsehtechniker auf Bewährung aus der Haft entlassen.

 

Resümee: Dem Roman liegt die Entführung von Ursula Herrmann zugrunde, die sich am 15. September 1981 in den Nähe des Ammersees ereignete. Die Schriftstellerin und Journalistin Christa von Bernuth, die einst selbst auf das

in der Nähe des Tatorts gelegene Internat gegangen ist, hat eigene umfang-reiche Recherchen in Bezug auf den Fall, besonders hinsichtlich der halb-herzigen und lückenhaften Ermittlungen angestellt. Basierend auf den wahren Begebenheiten und ihren eigenen Erkenntnissen hat sie diesen spannenden Tatsachenroman geschrieben, wobei die Namen der Protagonisten geändert und reale Abläufe zum Teil modifiziert worden sind.

 

Sie selbst bekommt in Gestalt der Journalistin Julia Neubauer eine Stimme, die die Ereignisse in der Rückschau kommentiert. Es wird deutlich, dass auch sie – genau wie der Bruder des getöteten Mädchens – nicht an die Schuld des verurteilten Radio- und Fernsehtechnikers glaubt.

Sie konkretisiert einen Verdacht in Bezug auf die Identität der wahren Täter, der ausgesprochen schlüssig ist, aber in diesem Rahmen dennoch reine Spekulation bleibt.

 

Wer mehr über den Fall Ursula Herrmann erfahren möchte, dem empfehle ich zum einen

https://de.wikipedia.org/wiki/Entf%C3%BChrung_von_Ursula_Herrmann,

zum anderen die 3-teilige filmische Dokumentation in der ARD-Mediathek unter der Rubrik „ARD Crime Time“:

https://www.ardmediathek.de/video/ard-crime-time/folge-1-ein-maedchen-verschwindet-die-entfuehrung-s27-e01/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIwMDQ0ODA

 

Fazit: Da der Handlung ein wahrer Kriminalfall zugrunde liegt, verbietet es

sich natürlich, die Handlung selbst zu bewerten. Es sei nur so viel gesagt, dass die Autorin eine intensive Recherche-Arbeit geleistet und aus den belegten Fakten und eigenen Erkenntnissen ein spannendes Buch verfasst hat.

 

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