Zwei Familien, eine Leidenschaft
Lindt & Sprüngli Saga 1
Zürich, Mai 1826: David Sprüngli arbeitet mit Leib und Seele als Geselle in der Konditorei Vogel in der Marktgasse. Sie ist über die Grenzen der Stadt hinaus für ihre exquisiten Torten sowie das erstklassige Gebäck bekannt und als Lieferant für Gesellschaften sehr gefragt. Viel Zeit für die Familie hat David Sprüngli nicht.
Weil seine Frau schon seit Längerem so geschwächt ist, dass sie Bettruhe braucht, ist der fast 10-jährige Sohn Rudolf verzweifelt. Nichts wünscht er sich sehnlicher, als dass sie bald wieder gesund ist und ihn fröhlich erwartet, wenn er aus der Schule kommt.
Er will ihr unbedingt helfen und läuft eines Tages mit dem wenigen Taschen-geld, das er gespart hat, zum Apotheker Flückiger, um der Kranken eine Thymian-Tinktur gegen ihren Husten zu kaufen. Bei der Gelegenheit weiht
der Apotheker den aufgeweckten Jungen in sein neuestes Experiment ein:
Er zerreibt in einem Mörser Kakaobohnen zu Pulver, gibt Zucker hinzu, rührt alles mit Wasser an, gibt noch ein wenig geschmolzene Butter hinzu, lässt alles abkühlen ... und hat Kakaotaler.
Wenn ein Apotheker diese im Mund etwas bröseligen und trotz des Zuckers bitter schmeckenden Plätzchen herstellt, dann muss es sich um Medizin handeln, denkt Rudolf. Als Meister Flückiger bestätigt, dass sie gegen Schwäche helfen und wieder Lebensmut geben sollen, will der Junge gleich welche für seine Mutter mitnehmen. Doch die seltene Kostbarkeit ist viel zu teuer und übersteigt weit seine Ersparnisse. Glücklicherweise lässt der Apotheker sich erweichen und gibt ihm 2 der Taler mit.
Und tatsächlich: Seiner Mutter geht es bald besser, und die Schokolade macht sie richtig froh, wie sie versichert. Rudolf ist nun fest entschlossen, selbst welche herzustellen, wenn er größer ist. Schmackhafter und cremiger soll sie allerdings werden.
Noch einen anderen, unumstößlichen Entschluss für die Zukunft fasst er mit 11 Jahren, als er die 4 Jahre ältere Katharina Ammann sieht, die er mindes-tens so schön wie Schneewittchen findet: Er will sie – und nur sie! - heiraten. Doch Katharina hat andere Pläne.
Rudolf setzt alles daran, seine beruflichen und privaten Träume wahr werden zu lassen.
Resümee: Die Familiensaga um die Familien Lindt und Sprüngli basiert auf den von der Autorin hervorragend recherchierten Fakten. Allerdings hat sie Abläufe und Akteure gelegentlich so modifiziert oder ergänzt, dass sie ohne Brüche in den Handlungsverlauf passen.
Ein Problem ist, dass es in Bezug auf die weiblichen Protagonisten kaum Überlieferungen gibt. Dabei sind es vor allem die Frauen, die mit ihrer Stärke und ihrem Engagement den Männern immer wieder den nötigen Rückhalt geben und sie ermutigen – seien es Mutter, Ehefrau, später die älteste Toch-ter oder Angestellte.
So ist es auch ihnen zu verdanken, dass es Rudolf Sprüngli 1845 als Erstem in der deutschsprachigen Schweiz gelingt, eine feste Schokoladentafel herzu-stellen – wenn auch zunächst noch unter einfachen Bedingungen.
1847 folgt die Eröffnung einer Schokoladenfabrik und 1859 die einer zweiten Konditorei / Confiserie am Züricher Paradeplatz. Sie ist auch wegen ihrer eleganten Einrichtung besonders bei den Frauen der Oberschicht als Treffpunkt sehr beliebt.
Sein Vater David aber sperrt sich sein Leben lang gegen Neuerungen, will stattdessen stets am Althergebrachten festhalten und ist keine Unterstützung. Doch Rudolf setzt sich mit Sturheit und Unternehmergeist durch, verbessert laufend die Qualität und erweitert sogar die Produktpalette.
Der Fokus ist in diesem ersten Teil der Saga auf die Biografie der Familie Sprüngli, speziell Rudolfs, vom Jahr 1826 bis 1863 gelegt. Dabei ist sowohl die berufliche wie auch die private Entwicklung mit all ihren Widerständen, Erfolgen und Rückschlägen teilweise spannend wie ein Krimi.
Die Familie Lindt ist noch nicht Teil der Handlung.
Sehr beeindruckt hat mich das überaus gelungene Cover in Form einer Tafel Schokolade von Lindt & Sprüngli.
Fazit: Als bekennender Lindt & Sprüngli Fan freue ich mich auf den 2. Band.
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