Psychothriller
Psychiatrie-Thriller 1
Julia ist 14, ihre Schwester Louisa 20 Jahre alt, als ihre Mutter stirbt. Der Vater, ein renommierter Wissenschaftler, heiratet bald wieder:
Die äußerst attraktive Ulla ist nur 5 Jahre älter als Louisa. Während Julia sich mit der Stiefmutter arrangiert, lehnt ihre Schwester sie von Anfang an ab und zieht aus der elterlichen Villa aus.
Julia ist 24 und mit Claudius verlobt, als sie in die Forensischen Psychiatrie – auch als Maßregelvollzug bekannt – eingeliefert wird. Ihr wird vorgeworfen, ihre Schwester ermordet zu haben; die Indizien sind für die Ermittler eindeutig.
Die junge Frau erlebt einen Albtraum, denn sie kann sich in Bezug auf die
ihr zur Last gelegte Tat an nichts erinnern und findet die Vorwürfe sowieso absurd: Louisa war zur Beerdigung des Vaters angereist, und es ist ein harmonisches Zusammentreffen gewesen.
Je länger sie nachdenkt, desto sicherer ist sie, dass es sich bei der Ermor-
deten um eine Doppelgängerin ihrer Schwester handelt, die sich zur Tatzeit
in der Villa aufgehalten hat. Doch niemand will ihr glauben, selbst ihre Stief-mutter und ihr Verlobter nicht. Sie bestreiten vehement, dass eine Fremde in dem Haus gewesen sei.
Alle, auch die Fachkräfte in der Psychiatrie, gehen davon aus, dass ihre Patientin unter Wahnvorstellungen leidet, die dem Capgras-Syndrom zugeord-net werden: Betroffene sind davon überzeugt, dass eine ihnen nahestehende Person durch einen identisch aussehenden Doppelgänger ersetzt wurde.
Lediglich der Psychiaterin Ilka Herzog kommen nach und nach immer mehr Zweifel an dieser Arbeitshypothese und sie stellt eigene Nachforschungen an.
Auch Julia selbst will unbedingt herausfinden, was es mit dem angeblichen Mord an Louisa auf sich hat … nicht ahnend, in welche Lebensgefahr sie sich und andere damit bringt.
Resümee: Die Handlung beginnt etwas schleppend. Gleichzeitig werden auf einen Schlag so viele Personen eingeführt, dass ich befürchtete, den Über-blick zu verlieren. Doch glücklicherweise bestätigte sich dies nach anfäng-lichem Hin- und Herblättern letztlich nicht, zumal im weiteren Verlauf nur noch wenige Akteure hinzukommen.
Es wird bald sogar richtig spannend und bleibt es bis zum Schluss, obwohl für den geübten Krimileser schon ca. ab der Mitte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststeht, wer bzw. was hinter den Ereignissen rund um Julia und ihre Schwester Louisa steckt.
Das liegt vor allem daran, dass ein Charakter total überzeichnet und damit in seinem gesamten Auftreten unglaubwürdig, also verdächtig ist. Ich habe mich gefragt, ob die Autorin das vielleicht sogar beabsichtigt hat, denn vor diesem Hintergrund – verbunden mit einer Restunsicherheit - den weiteren Hand-lungsverlauf zu verfolgen, hat die Spannung noch einmal gesteigert. Wie oft habe ich Julia innerlich angefleht, bestimmte Aktionen zu unterlassen, da sie sich damit in unmittelbare Lebensgefahr begibt! Wie oft habe ich gleichzeitig gehofft, dass das nicht der Fall sein möge, dass ich evtl. doch falsch liege!
Die Thematik des Capgras-Syndroms finde ich ausgesprochen interessant:
Es ist eine seltene Erkrankung, bei dem der Betroffene felsenfest davon überzeugt ist, dass eine ihm nahestehende Person durch einen identisch aussehenden Doppelgänger ersetzt wurde. Gelegentlich tritt diese psychiat-rische Störung in Zusammenhang mit Demenz auf.
Im Verlauf des Geschehens bekommt der Leser auch einen Einblick in den Alltag des Maßregelvollzugs. Die therapeutische Behandlung der straffällig Gewordenen sowie deren Umgang untereinander werden sehr anschaulich geschildert. Die Zustände in der Einrichtung machen nicht nur Julia und den anderen Patienten zu schaffen, sondern auch den dort Arbeitenden. Vor allem die Personalknappheit stellt ein großes Problem dar.
Fazit: ein spannender Psychothriller mit einer sehr interessanten Anlage
des Plots
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