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Elmar Traks

Elmar Traks

Berg, Eric – Der Küstenpfad (2025)

Doro Kagel, Band 4

Kriminalroman

 

Sieben Personen – 4 Frauen und 3 Männer – haben sich vor einigen Wochen in einem Online-Reiseportal kennengelernt und für

eine 10-tägige Wanderung auf dem Küstenpfad von Wolgast nach Wismar verabredet:

. Gregor (37) aus Eisenach, der als leitender Ingenieur in einem Automobil-werk arbeitet, hat die 20 – 25 Kilometer langen Tagestouren geplant und auch bereits die Übernachtungen in Pensionen oder Ferienhäusern gebucht.

 

. Er hat die Reise zusammen mit seiner Tochter Jule (17) angetreten. Sie besucht ein Privat-Gymnasium und hat sich für diese Wanderung außerhalb der Ferienzeit beurlauben lassen, um in Ruhe zu überlegen, wie sie mit einer lebensbedrohlichen Diagnose umgehen will.

Mit von der Partie ist auch Gregors und Jules 5 Jahre alter Labrador Biskuit.

 

. Die Berlinerin Elsbeth „Elsi“ (63) ist seit 42 Jahren Sozialarbeiterin mit Leib und Seele.

Sie freut sich nicht nur auf ihren dritten mehrtägigen Fußmarsch, sondern auch auf das Kennenlernen der ihr unbekannten Begleiter.

 

. Enkel Yannik ist mit seinen 17 Jahren wenig begeistert von der 10-tägigen Wanderung mit seiner Oma; er wäre viel lieber in Berlin geblieben. Nachdem dem Abbruch der Realschule, hat er Ladendiebstähle begangen, ist zunächst mit Bewährungsstrafen und Sozialdienst davongekommen. Nach dem dritten Delikt konnte jedoch nur seine Oma Elsi dank ihres guten Namens eine Jugendstrafe verhindern. Ihre Bedingung ist allerdings diese Wanderung gewesen.

 

. Jochen - genannt Joe - ist bereits viel in der Welt herumgekommen und war als Grubenarbeiter, Seemann, Gärtner und Mechaniker tätig. Aktuell lebt er in einer Wohnwagensiedlung in Berlin-Tegel. Sein Lebenslauf weist einige blinde Flecken auf.

 

. Er hat Fritzie, die seit einiger Zeit in einer Wikingersiedlung in Dänemark wohnt, bereits vor Antritt der Reise kurz kennengelernt. Zuvor verbrachte die Mittvierzigerin den Großteil ihres Lebens zusammen mit ihrem Zwillings- und einem 20 Jahre älteren Bruder auf Bauernhöfen in verschiedenen Teilen Deutschlands.

 

. Die 32-jährige Halbitalienerin Romina arbeitet in Berlin-Charlottenburg als Kosmetikerin. Ihr Steckenpferd sind ihre Tarot-Karten, die ihr beunruhigender-weise Düsteres zeigen. Sie hat bald das Gefühl, dass die Gruppe verfolgt wird.

 

Jeder der Teilnehmer hat sein Päckchen zu tragen … und einer überlebt die Wanderung nicht – er wird in einem Wald ermordet. Die Polizei steht in Bezug auf Motiv und Täter vor einem Rätsel.

 

Journalistin und Gerichtsreporterin Doro Kagel möchte gerne ein Buch über wahre Kriminalfälle schreiben. Die Recherche zum „Pilgermord“, wie er von der Boulevard-Presse genannt wird, reizt sie, und so begibt sie sich 2 Wochen nach der Tat zusammen mit ihrem Sohn Jonas auf die Spuren der Wander-gruppe. Indem sie Personen befragen, die mit den Teilnehmern Kontakt hat-ten, erhalten sie interessante Informationen und die Befragung der Wanderer selbst lässt so manchen verdächtig erscheinen.  

 

Resümee: Die Spannung dieses Krimis resultiert aus dessen Aufbau:

Der Leser erfährt zunächst, dass sich 7 Personen kürzlich in einem Internet-portal kennengelernt und zu einer 10-tägigen Wanderung auf dem Küstenpfad von Wolgast nach Wismar verabredet haben. Das ist an sich ja schon ein Vor-haben, das Stresspotential bergen kann: Wer sind die anderen Leute? Wird man sich verstehen oder sind Quertreiber darunter? Welche Absicht verfolgt jeder einzelne mit seiner Teilnahme?Wird man selbst die Touren bewältigen können?

 

Nach dem ersten Kennenlernen entsteht bald eine Gruppendynamik, die nicht ohne zwischenmenschliche Spannungen bleibt: Man äußert offen Missfallen und nimmt Stellung zu Verhaltensweisen - Sympathien und Antipathien bilden sich heraus. Aber man hinterfragt auch, und besonders Elsi kann nicht aus ihrer Haut als Sozialarbeiterin, was von einigen als Einmischung empfunden wird.

 

Nach und nach geben die einzelnen Teilnehmer immer mehr Informationen über sich preis, was ihre Vergangenheit, ihre aktuellen Probleme und Gründe für die Wanderung betrifft. Es kristallisiert sich heraus, dass jede Person ein Geheimnis birgt, ein Päckchen zu tragen hat und niemand ein unbeschriebe-nes Blatt ist. Das bleibt nicht ohne Brisanz für das Miteinander.

 

Vor diesem Hintergrund wächst beim Leser die Spannung, welcher der 7 Teil-nehmer wohl ermordet wird. Vorstellen konnte ich mir aufgrund der entstan-denen Beziehungskonstellationen innerhalb der Gruppe irgendwann jeden sowohl als Opfer als auch als Täter. Erst relativ spät wird das Geheimnis ge-lüftet – allerdings zunächst lediglich, was das Opfer betrifft. Die Frage nach dem Täter bleibt noch unbeantwortet.

 

Doro Kagels Nachforschungen – unterstützt von den bereits vorliegenden Ermittlungsergebnissen der Polizei – vervollständigen das ohnehin schon erschreckende Bild bezüglich Background und Psyche der Wanderer.

Und kurz vor der endgültigen Aufklärung gerät nicht nur sie selbst noch in tödliche Gefahr.

 

Fazit: ein sehr spannender, vielschichtiger 4. Fall für Doro Kagel, bei dem

der Leser lange im Unklaren über das Opfer und noch länger über den Täter bleibt

 

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