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Elmar Traks

Elmar Traks

Fielding, Joy – Die Haushälterin (2023)

Roman

 

Jodi Bishops Mutter ist seit Jahren an Parkinson erkrankt

und wird von ihrem Ehemann Victor zu Hause betreut. Doch ihr Zustand verschlechtert sich zunehmend, und obwohl Victor mit fast 80

noch sehr rüstig ist, wird die Pflege der Kranken immer anstrengender. Als Maklerin, Mutter zweier kleiner Kinder und Ehefrau eines mäßig erfolgreichen Schriftstellers ist Jodi voll ausgelastet. Als quasi Alleinverdienerin kann sie beruflich nicht kürzertreten, mit der Unterstützung ihrer Schwester nicht rech-nen. Daher ergreift sie schließlich die Initiative und kümmert sich um eine Haushälterin für ihre Eltern.

Die 62-jährige Elyse Woodley scheint ein wahrer Glücksgriff zu sein: Sie hat einige Erfahrung im Umgang mit von degenerativen Erkrankungen betroffe-nen Personen und versichert, sich auch im späten Stadium der Parkinson-Erkrankung um Jodis Mutter kümmern zu können. Das Kochen und die Haushaltsführung sind für sie ebenfalls kein Problem, wie sie beteuert.

 

Elyse wohnt fortan im großen Haus von Jodis Eltern, gewinnt bald ihre ge-samte Familie für sich, sogar den anfangs skeptischen Vater. Gelegentlich übernimmt sie sogar die Kinderbetreuung, ist fürsorglich und geduldig, eine tolle Köchin, die auch den Haushalt vorbildlich führt, kümmert sich liebevoll um die Kranke und ist dem Vater eine charmante Gesellschafterin.

 

Nach ein paar Monaten jedoch beginnt das Blatt sich zu wenden: Jodi regis-triert ein paar Veränderungen, misst ihnen jedoch anfangs noch nicht allzu viel Bedeutung bei. Mit der Zeit aber macht sie sich zunehmend Sorgen, als sie z.B. ihre Mutter eingekotet vorfindet, ihr Vater für sie oft nicht zu sprechen ist, die Kinder nicht mehr im Pool baden dürfen u.ä.

Beim trotz der Schwere der Krankheit doch recht plötzlichen Tod ihrer Mutter fragt sie sich schließlich, ob hier alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

 

Resümee: War ich früher ein großer Fan der Romane von Joy Fielding, so konnte ich mich irgendwann nicht mehr für sie begeistern. Dieses Werk nun ist wieder einmal ein Highlight.

 

Die Spannung baut sich langsam auf:

Jodi sucht jemanden, der ihren Vater bei der Pflege ihrer an Parkinson er-krankten Mutter unterstützt und sich auch um den Haushalt kümmert. Elyse scheint da ein wahrer Glücksfall zu sein: Mit ihren 62 Jahren ist sie noch recht attraktiv, liebevoll, charmant und engagiert. Sie nimmt bald die ganze Familie für sich ein, und Jodi kann selbstverständlich auch ihre Kinder bei ihr ab-liefern, wenn sie berufliche Termine und ihr Mann keine Zeit hat. Alle sind mit der Situation höchst zufrieden.

Doch wie Jodi fürchtet auch der Leser, dass eigentlich alles viel zu perfekt

ist, um wahr zu sein - „die reine Glückseligkeit“, wie Jodi es nennt. Allerdings findet man anfangs genau wie sie keinen Ansatzpunkt für Misstrauen.

 

Erst nach ein paar ausgesprochen harmonischen Monaten kommt es zu ersten Dissonanzen, und im Sinne einer Steigerung werden die unschönen Veränderungen schleichend immer gravierender. Hat Elyse zunächst noch für alles durchaus glaubhafte Erklärungen, so wird Jodi im Laufe der Zeit immer misstrauischer und hinterfragt einiges.

Und allmählich können sich sowohl sie als auch der Leser einen Reim auf alles machen und durchschauen Elyses Absicht.

Doch das ganze Ausmaß ihres raffiniert gesponnenen Netzes, in dem Jodis ganze Familie gefangen ist, wird erst gegen Ende deutlich.

 

Einigermaßen vorhersehbar war für mich die Rolle des Roger McAdams,

da er stets in bestimmten Situationen auftritt. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, da man mitfiebert und sich fragt, wann die Bombe platzen und welchen Schaden sie dann anrichten wird.

 

Fazit: Die Kategorisierung als Roman ist reines Understatement –

   dies ist ein sehr fein und überaus raffiniert gesponnener Psychokrimi.

 

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