White, Loreth Anne – In dunklen Tiefen (2022)

Bevor sie am nächsten Tag in eine neue Wohnung ziehen wird, hat sie für heute die Einladung ihres Vaters – eines schwerreichen Unternehmers – angenommen, sich mit ihm zu seinem Geburtstagsessen treffen, und zwar im Hotel Hartley Plaza, das ihm gehört. Sie hofft, dass dieses Zusammensein ihr gestörtes Verhältnis kitten wird. Doch es kommt anders, denn er nutzt die Gelegenheit, ihr seine neue Freundin vorzustellen und Ellie fühlt sich bald als 5. Rad am Wagen.

Sie ertränkt ihren Frust in reichlich Alkohol, bleibt auch noch dort, als ihr Vater und seine Freundin sich verabschieden. Um nicht alleine zu sein, ruft sie ihre beste Freundin Dana an und bittet sie zu kommen. Gemeinsam setzen sie den feucht-fröhlichen Abend fort.

Zu vorgerückter Stunde spricht sie der Immobilienmogul Martin Cresswell-Smith an, der in dem Hotel an einem Kongress teilnimmt. Ellie fühlt sich sofort zu dem attraktiven Mann hingezogen, und erlebt noch am gleichen Abend heißen Sex mit ihm. In ihm scheint sie ihren Soulmate gefunden zu haben, der sie versteht und auf Händen trägt.

Schon nach kurzer Zeit heiraten beide in Las Vegas und beschließen, in einen australischen Küstenort zu ziehen, um dort gemeinsam ein großes Immobi-lienprojekt aufzuziehen. Ellie will außerdem wieder ihre Tätigkeit als Kinder-buch-Illustratorin aufnehmen.

Doch die Harmonie bekommt bald Risse, die immer tiefer werden, und eines Tages wird Martins Leiche in einem kleinen Fluss gefunden. Alle Indizien sprechen dafür, dass er ermordet wurde … und Ellie gilt als Hauptverdächtige.

Doch Senior Constable Lozza Bianchi, die Ellie in dem kleinen Küstenort bereits mehrfach begegnet ist, kommen Zweifel. Sie ist sich ziemlich sicher, dass die junge Ehefrau etliches zu verbergen versucht und die Dinge nicht so liegen, wie es scheint.

Resümee: Auch dieser Thriller der Autorin ist wieder von Anfang bis Ende spannend. Schon die erste Begegnung von Ellie und Martin Cresswell-Smith am Abend des Geburtstags ihres Vaters im Hotel verläuft eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Das mulmige Gefühl setzt sich fort, ohne dass man konkret sagen könnte, was nicht stimmt. Selbst Ellies enge Freundin Dana warnt sie, kann aber statt konkreter Gründe auch nur anführen, dass der Mann eine schlechte Aura verbreite.

Später kommt Ellie zwar auch einiges merkwürdig vor, sie argumentiert es jedoch weg und wird immer wieder von Martin mit Liebesbeweisen regelrecht „überfallen“, sodass ihr kaum Zeit zum Nachdenken bleibt.

Erst nach ihrer kurzentschlossenen Heirat in Las Vegas und dem Start eines Immobilienprojekts in einem australischen Küstenort – bei beidem war Ellie die treibende Kraft – ändert sich ihre Beziehung. Die junge Ehefrau bekommt immer mehr das Gefühl, dass Martin sie manipuliert. Später glaubt sie, dass er eine Affäre hat und schließlich, dass er sie loswerden will. Auch häusliche Gewalt kommt ins Spiel, was auch anderen Bewohnern des Ortes – unter anderem Senior Constable Lozza Bianchi – nicht verborgen bleibt.

Als Leser fragt man sich, welche Rolle die einzelnen Protagonisten spielen. Wem kann man – kann Ellie – trauen? Man ahnt zwar Zusammenhänge und weiß irgendwann mit Sicherheit, dass zumindest Martin ein falsches Spiel spielt, doch das ganze Ausmaß seiner perfiden Pläne, in die auch andere eingeweiht sind, wird erst zum Schluss deutlich. Dieser hält noch eine faust-dicke Überraschung bereit.

Die Handlung wird sowohl in einem Gegenwarts- als auch Vergangenheits-strang aus der Perspektive verschiedener Akteure erzählt.

Fazit: ein wahrer (Psycho-) Thriller mit vielen überraschenden Twists