Zwischen Nachrichten und Meinungsmache
Alexander Teske war 6 Jahre lang als Planungs-Redakteur
bei der „Tagesschau“ tätig. Mit diesem Buch gibt er einen Einblick hinter die Kulissen und beleuchtet unter anderem folgende Aspekte:
. Welche Themen werden für die 20 Uhr-Nachrichten (nicht) ausgewählt, welche Schwerpunkte gesetzt?
Der Autor kritisiert, dass einigen Themen wie z.B. speziellen Wetterlagen, Royals oder vergleichsweise unwichtigen Sportveranstaltungen (vor allem Fußball) breiter Raum eingeräumt werde, politisch relevante Angelegenheiten dafür keine Erwähnung finden.
Auch werde Ereignissen in Westdeutschland generell eine weit größere Bedeutung beigemessen als denen im Osten der Republik.
Die Bevorzugung bestimmter Länder (vor allem der USA, Westeuropa und Israel) in den Nachrichten ist seiner Meinung nach ebenfalls auffällig.
Kurz: Die gesendeten Nachrichten spiegeln nach Teskes Auffassung nicht die Wichtigkeit für Zuschauer, Politik und Gesellschaft wider. Es fehle in vielfacher Hinsicht zudem an der gebotenen Ausgewogenheit.
. Wie beeinflussen Karrieredenken und Machtkämpfe der Verantwortlichen
die Nachrichtenauswahl und -präsentation?
In den Redaktionen arbeiten angeblich überwiegend Personen, deren An-sichten durch ihre elitäre, da sozial und regional privilegierte Herkunft geprägt seien. Um in seiner „Blase“ zu bleiben, werde bei Stellenbesetzungen in erster Linie nach regionaler Herkunft sowie sozialem Status und familiärer Abstammung entschieden.
Nachrichten und Meinungen, die nicht mit den Ansichten der Chefs vom Dienst konform sind, gelangen meist nicht in die „Tagesschau“, sodass es
nur einen engen Meinungskorridor gebe.
Karrieredenken, Machtspiele, Kompetenzgerangel seien an der Tages-ordnung.
. Nach welchen Gesichtspunkten werden die Experten ausgewählt, die in den Sendungen zu Wort kommen?
Dies geschehe nicht nur in Hinblick auf deren Kompetenz, sondern hänge zum Großteil von deren - oft kurzfristiger - Verfügbarkeit und Erreichbarkeit ab. Eine wichtige Rolle spiele auch, wie gern die jeweiligen Fachleute sich öffentlich präsentieren. Während einige eher öffentlichkeitsscheu sind, sehen andere Auftritte in der Nachrichtensendung als Möglichkeit, ihre Bekanntheit und somit ihren Marktwert zu steigern. Diese bieten sich oft selbst für Inter-views und Kommentare an und sind nahezu allzeit erreichbar.
Nicht zu unterschätzen bei der Auswahl sei auch deren Beliebtheit beim Publikum.
. Ist die Berichterstattung objektiv? Wird also das Flaggschiff der ARD seinem Auftrag gerecht, Fakten neutral zu präsentieren?
Teske meint: nein. Seiner Meinung nach ist die Berichterstattung einseitig auf SPD und Grüne ausgerichtet. Diese politische Grundhaltung äußere sich nicht nur in der Themenauswahl, sondern auch im Umgang mit den verschiedenen Parteien und deren Vertretern – hier analysiert er detailliert die Behandlung der AfD.
Einige Verantwortliche hätten auch ein sehr enges Verhältnis zu bestimmten Politikern, was sich in fehlender kritischer Distanz bei der Berichterstattung äußere. Gelegentlich werden Mitarbeiter sogar von ihnen abgeworben und in ihren Dienst gestellt – die ARD respektive „Tagesschau“ als Karrieresprung-brett.
. Findet bei der „Tagesschau“ - wie es bei anderen Nachrichtenformaten zu beobachten ist – eine Boulevardisierung statt?
Sogar in immer größerem Maße, konstatiert Teske. Sehr beliebt seien unter diesem Gesichtspunkt Berichte aller Art über die Royals.
Auch Nachrichten, vor allem aber die damit einhergehenden Bilder aus Kata-strophengebieten eignen sich oft kaum zu objektiver Information, sondern bedienen lediglich die Sensationslust der Zuschauer.
Über allem stehe das Wort „Einschaltquote“.
. Gibt es bei der „Tagesschau“ Falschmeldungen und wie wird damit umge-gangen?
Der Autor bejaht dies. Es geschehe vor allem, wenn Nachrichten unter Zeit-druck erstellt werden, eine zuverlässige Recherche daher nicht mehr möglich sei.
Solange die Fehler nicht öffentlich auffallen und kein Druck entsteht, werden sie oft gar nicht korrigiert, sondern unter den Tisch gekehrt. Selten werden sie transparent kommuniziert und richtiggestellt.
Eingestreut sind zur Untermauerung seiner Aussagen viele Vorkommnisse und Anekdoten.
Resümee: Alexander Teske war von September 2003 bis Dezember 2017 als gehobener Redakteur bei „MDR AKTUELL“ tätig. Das beinhaltete folgende Tätigkeiten:
„Einsatz als Redakteur vom Dienst, Planer, Chef vom Dienst bei mdr AKTUELL, in der Euro, bei der Zulieferung von ARD Aktuell Leipzig. Reporterstücke und Liveschalten u. a. für alle Tagesschauausgaben, Tagesthemen, Brennpunkt, Brisant, das ARD-Morgenmagazin, das
ARD-Mittagsmagazin, mdr AKTUELL, mdr EXTRA, Sachsenspiegel, Thüringen-Journal, Sachsen-Anhalt heute, MDR um 2, MDR u 4.“
(Quelle: https://alexander-teske.de/vita/)
Am 1. Januar 2018 wechselte er zur ARD, wo er als Redakteur an der Planung der „Tagesschau“ beteiligt war und in der crossmedialen Arbeit eingesetzt wurde – auf Grund seiner Erfahrung beim MDR also ein vertrautes Tätigkeitsfeld. Detaillierte Angaben dazu fehlen diesmal allerdings in seiner Vita.
Doch er verlor immer mehr die Freude an der Arbeit, litt nicht nur unter der schlechten Stimmung in der Redaktion, sondern auch unter mangelnder Akzeptanz als Ostdeutscher und Schwerhöriger, sodass er zum Dezember 2023 kündigte.
Seitdem ist er als freier Journalist und Autor tätig.
Das Buch soll beim Leser das Bewusstsein dafür schärfen, welchen Einfluss-faktoren das Entstehen von Nachrichten unterliegt.
Allerdings ist ein rein subjektives Werk entstanden, das von negativer Kritik an Alexander Teskes ehemaligem Arbeitsumfeld beherrscht wird. Es fehlen in der Regel relativierende Aussagen sowie Stimmen, die eine andere Sichtweise einbringen. - Soviel zum Thema Ausgewogenheit.
Bei seinen Schilderungen vergleicht er wiederholt Äpfel mit Birnen; zum Beispiel, wenn er heftig die ausführliche Übertragung der Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstags der Queen moniert, deren Stellung er mit der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gleichsetzt. Dessen Geburtstag würde man schließlich mit keinem Wort erwähnen. Die Liste ließe sich fort-setzen.
Oft misst er mit zweierlei Maß. Exemplarisch sei Folgendes genannt: In den Nachrichten herrsche ein starkes Ungleichgewicht, was im Westen und Osten bekannte Persönlichkeiten angehe. Letztere seien stark unterrepräsentiert. Wird doch gelegentlich über sie berichtet, so werde ihnen „keine eigene Größe zugebilligt“ (S.145 /146), denn sie würden stets mit einem Westdeutschen verglichen werden (Eva-Maria Hagen sei die „Brigitte Bardot des Ostens“, Winfried Glatzeder der „Jean Paul Belmondo des Ostens“ usw.).
Als aber die wiederum in Westdeutschland sehr beliebte und bekannte Schauspielerin Lotti Krekel starb, die „Tagesschau“ einen Beitrag sendete, hielt Teske dies für absolut überflüssig: Er kannte sie nämlich nicht. - Vielleicht einfach mal die Perspektive wechseln!?
Wenn der Autor zum Teil beckmesserisch Fehler bei seinen ehemaligen Mit-arbeitern kritisiert, sollte er selbst sie doch tunlichst vermeiden:
Das Buch wimmelt von Rechtschreib-, Grammatik- und Ausdrucksfehlern,
und faktisch ist es auch nicht immer korrekt (so wird beispielsweise aus König Charles III an einer Stelle König Charles II).
Ist es einem leitenden Mitarbeiter wirklich anzukreiden, wenn er 2 (!) Minuten zu spät zu einer Konferenz erscheint?
Ich habe ganz stark den Eindruck, dass es sich hier um das Rachebuch eines Menschen handelt, der sich in seinem Arbeitsumfeld als einzig Sehender unter Blinden verstanden hat, ohne dass jedoch seine Meinung (ausreichend) Gehör fand geschweige denn gewürdigt wurde, und der das Feld dann frus-triert und voller Groll als Opfer verlassen hat.
Wenn Teske nicht schreiben würde, dass er selbst das Arbeitsverhältnis ge-kündigt hat, würde sich einem sehr stark der Eindruck aufdrängen, dass es vom Arbeitgeber aufgelöst wurde bzw. ihm dieser Schritt sehr nahe gelegt wurde.
Insgesamt lässt der Autor es erheblich an Format, Charakter, Persönlichkeit und Loyalität gegenüber seinem ehemaligen Arbeitgeber fehlen.
Ich frage mich auch, ob sich Teske nicht vor seiner Bewerbung als Planungs-Redakteur der „Tagesschau“ über sein potenzielles neues Betätigungsfeld informiert hat, beispielsweise durch Analyse der Sendungen. Schließlich kam er doch aus der Branche, sodass ihm einige Mechanismen hätten auffallen müssen.
Fazit: Hat der Autor mit dem Buch sein definiertes Ziel erreicht, beim Leser
das Bewusstsein dafür zu schärfen, welchen Einflussfaktoren das Entstehen von Nachrichten unterliegt?
Das ist zweifellos der Fall. Bedauerlicherweise sind seine Aussagen jedoch so subjektiv und einseitig negativ geprägt, dass eine vorurteils-freie Meinungsbildung gar nicht möglich ist.
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