Roman
Es ist das Jahr 1971: Nach einer Schneiderlehre, die sie in
einer Stadt absolviert hat, kehrt die 20-jährige Roberta auf den elterlichen Bauernhof zurück, wo sie als Arbeitskraft dringend benötigt wird. Als einziges Kind wird sie den Hof einmal erben, und obwohl sie die Tiere und die Natur liebt, träumt sie davon, ihre eigene Mode zu entwerfen und in der Welt herumzukommen.
Sie verliebt sich in den gleichaltrigen Pfarrerssohn Wilhelm, der im Haus gegenüber wohnt. Schon als Kinder und Jugendliche haben beide viel Zeit zusammen verbracht und sind gleich wieder vertraut miteinander.
Wilhelms Mutter Gertrud (Anfang 40) stammt aus Hamburg, ist aber einst ihrem Mann zuliebe mit ihm aufs Land gezogen – immer in der vergeblichen Hoffnung, dass er einmal eine Pfarrstelle in einer Stadt bekommt. Sie konnte sich in all den Jahren nie mit dem Landleben anfreunden, fühlt sich in der dörflichen Enge nicht wohl und ist unglücklich. Wie Roberta träumt auch sie vom Reisen in fremde Länder und lebt auf, als ihr Bruder sie auf eine Vor-tragsreise durch Europa mitnimmt.
Als sowohl Roberta als auch Gertrud schwanger werden, stehen beide vor einer schwierigen Entscheidung. Diese und ein schwerer Schicksalsschlag beeinflussen ihr weiteres Leben.
Resümee: Protagonistinnen dieses Romans sind die 20-jährige Bauern-tochter Roberta und die gut 20 Jahre ältere Pfarrersfrau Gertrud. Obwohl beide aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen kommen, haben sie doch einiges gemeinsam:
Beide fühlen sich verpflichtet, die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen.
Für Roberta bedeutet dies, auf dem elterlichen Hof, den sie einmal erben wird, zu arbeiten und den Traum von einer Karriere als Modedesignerin, die
in der Welt herumkommt, einen Traum bleiben zu lassen. Das Nähen betreibt sie in ihrer spärlichen Freizeit als Hobby.
Gertrud bemüht sich, für ihren Mann, den Pfarrer, da zu sein und ist dem gemeinsamen Sohn Wilhelm eine liebevolle Mutter. Doch sie ist in dem Dorf nie heimisch, mit den Einwohnern nie warm geworden. Auch sie sehnt sich nach Reisen in ferne Länder.
Beide Frauen sehnen sich danach, das sie einengende Korsett aus Tradition, Rollenbild, Erwartungen und Pflichterfüllung loszuwerden. Sie streben nach Freiheit und einem selbstbestimmtes Leben, in dem sie sich und ihre Bedürf-nisse verwirklichen können.
Der Autor schildert diesen inneren Konflikt sehr authentisch und eindrücklich, dabei immer sensibel und mit großer Empathie, in einem sehr ruhigen Erzähl-stil.
Als beide Frauen ungewollt schwanger werden, wird eine Wende in ihrem Leben eingeleitet:
Sie sind gezwungen, Entscheidungen treffen, aber erst ein tragisches Unglück führt sie endgültig an einen Scheideweg.
Als Leser kann man nicht nur die innere Zerrissenheit von Roberta und Gertrud nachvollziehen, sondern spürt darüber hinaus auch den Widerstreit zwischen der Schönheit der Natur und den angenehmen Seiten des Land-lebens einerseits, und dessen Härte und Einengung andererseits.
Fazit: In diesem vielschichtigen Roman geht es, wie der Titel schon sagt,
um „zwei Leben“: vordergründig um die der aus zwei Generationen stammenden Frauen Roberta und Gertrud, im tieferen Sinne aber um das Leben, das man aufgrund gegebener Bedingungen FÜHREN MUSS und das, welches man gerne FÜHREN WÜRDE.
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