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Elmar Traks

Elmar Traks

Brekke, Toril – Für immer, Deine Agnes (2012)

Agnes und Lasse leben in Norwegen und kennen sich seit frü- hester Kindheit. Aus der Freundschaft ist Liebe geworden, und beide wollen ihr weiteres Leben miteinander verbringen. Doch dann muss Lasse wegen eines vermeintlichen Diebstahls fliehen und nutzt eine sich bietende Gelegenheit, um nach Amerika auszuwandern. Agnes will ihm so schnell wie möglich folgen, doch dazu braucht sie die Einladung eines Amerikaners oder eine Arbeitsstelle dort. Es dauert etliche Jahre, bis die zweite Frau ihres Vaters ihr 1880 über Beziehungen beides vermitteln kann.

Nach der anstrengenden Überfahrt tritt Agnes ihre Stelle als Haushälterin und Kindermädchen bei einem verwitweten Gutsherrn an. Der wird jedoch bald immer zudringlicher, sodass die junge Frau schließlich flieht.

Dank der Beziehungen zur norwegischen Gemeinschaft findet sie Unterkunft bei einer anderen Familie, wo sie besonders die kranke Hausfrau und die beiden Kinder betreut. Doch nach und nach muss sie auch immer mehr häusliche Pflichten übernehmen. Nach dem Tod der Herrin zeigt der Witwer ernsthaftes Interesse an Agnes, die er umwirbt und heiraten möchte. Sie kann die Avancen jedoch nicht annehmen, denn das Ziel ihrer Träume ist Lasse, den sie bald zu finden hofft.

Als unmittelbar hintereinander eines der beiden Mädchen und der Vater an Diphtherie sterben, ist Agnes ratlos: Sie ist nun mit der anderen Tochter, der 12-jährigen Jennifer, alleine auf dem Hof und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Zusammen mit dem nun Verstorbenen hatte sie einst eine Zeit lang bei Brenda gewohnt, die in Minneapolis/Minnesota das Logierhaus „Ansgars Ruh“ betreibt. Sie hatte sich damals sehr gut mit ihr verstanden, ihr sogar ihre Sehnsucht nach Lasse anvertraut. Da sie sonst niemanden kennt, an den sie sich in ihrer Not wenden kann, reist Agnes mit Jennifer zu Brenda. Diese hatte bereits damals erkannt, dass die junge Frau für den Verstor- benen eher Lebensgefährtin denn Angestellte und für das Kind stets wie eine Mutter gewesen ist. Daher rät sie ihr, das Mädchen als ihre eigene Tochter anzunehmen und den Hof anderen zu übergeben. Es müssen viele Formalitäten geregelt werden, und Agnes und Jennifer bleiben einstweilen bei der hilfsbereiten Brenda.

 

Lasse – sein Name wurde zu Les Spring amerikanisiert – hingegen versucht alles Mögliche, um sich eine Existenz aufzubauen. Er übt viele verschiedene Tätigkeiten aus, schließt sich etlichen Unternehmungen an, kommt auf diese Weise viel herum, findet und verliert Freunde. An Verehrerinnen – auch sol- chen, die ihn unbedingt heiraten wollen – mangelt es ihm nicht. Er jedoch will sich nicht binden, denn er wartet sehnsüchtig auf seine Agnes. Und so bleibt ihm manchmal nur die Flucht, wenn eine junge Frau mal wieder zu aufdring- lich wird.

Auch er hat im Rahmen einer Reise bereits Brenda kennen gelernt, sogar einige Monate unter dem Namen Les in ihrem Logierhaus gewohnt.

 

Als Agnes und Jennifer die mittlerweile etwa 70-jährige Brenda zu der Hoch- zeit ihres Enkels Fritz nach Seattle begleiten, freundet sich das Mädchen dort sofort mit der etwa gleichaltrigen jüngsten Enkelin an. Und auch Agnes und Brendas Enkel Michel, genannt Mickey, finden schnell Gefallen an- einander. Doch beiden wird klar, dass ihre Herzen an jeweils anderen Wunschpartnern hängen und mehr als eine Freundschaft nicht drin ist.

Am Tag nach der Hochzeit macht die Gesellschaft einen Schiffsausflug – Lasse ist der Steuermann eines der beiden Dampfer. Und so kommt es,

wie es kommen muss – dem Happy End mit Agnes steht nun nichts mehr

im Wege.

 

Resümee: Nach „Elises Traum“ und „Die Reise nach Westen“ ist dies das letzte Buch der Auswanderer-Trilogie. Elises Tochter Brenda durchzieht dabei alle drei Teile als Konstante:

> Im ersten wird sie am Ontario-See geboren und ihr Onkel Ansgar zieht

später mit ihr nach Chicago.

> Im zweiten Werk ist Brenda eine junge Frau, die mit Hølje von Chicago

nach Kalifornien zieht und später mit Michel Mandel in der kleinen Siedlung St. Peter am Minnesota River lebt.

> Und zum Schluss nun betreibt die alte Brenda (im Laufe der Handlung

ist sie zwischen ca. 55 und 70 Jahre alt) das Logierhaus „Ansgars Ruh“ in Minneapolis/Minnesota.

Konnte man in „Elises Traum“ und anschließend in „Die Reise nach Westen“ ohne inhaltlichen Bruch die unterschiedliche Entwicklung vieler Protago- nisten fortlaufend verfolgen und Anteil an deren Schicksal nehmen, so hat der Leser es nun im letzten Band mit einer völlig neuen „Besetzung“ zu tun. Nur ganz sporadisch tauchen ein paar wenige alte Bekannte auf, sei es in sehr kurzen Rückblenden oder in Gestalt von Brenda, ihrer Tochter Rebecca und der an Kindes statt angenommenen Sol. Dabei habe ich gerade die Ereignisse rund um diese drei Personen als krampfhaft konstruiert empfunden.

Zwar schreibt die Autorin zu Recht, man könne alle drei Teile unabhängig voneinander lesen, da stets andere Hauptakteure im Mittelpunkt stehen. Dennoch haben die ersten beiden Bücher der Trilogie für mich eine harmonische Einheit gebildet, während das letzte relativ beziehungslos daneben steht.

 

Ein gravierender Kritikpunkt ist ferner, dass sich in diesem letzten Werk mit Agnes und Lasse nicht nur das Schicksal von Elise und Håvard in weiten Teilen eins zu eins wiederholt, sondern auch die nun mittlerweile sattsam bekannte Auswanderungsproblematik incl. falscher Vorstellungen vom Einwanderungsland, Entbehrungen, Fehlschläge, Tod durch Krankheiten u.v.a.m.

Liest man nur dieses dritte Buch, so ist es sicher interessant und teilweise sogar spannend.  Als Abschluss der Trilogie fand ich es nach einiger Zeit aus den genannten Gründen ziemlich nervtötend langweilig.

Hinzu kommt, das es für mich zum Teil aller Glaubwürdigkeit bzw. Logik entbehrte:

So furchtbar intensiv, wie immer betont wird, scheint die Suche von Agnes und Lasse nacheinander nicht zu sein. Wie sonst ist es z.B. zu erklären, dass die junge Frau frei nach dem Motto „Bitte finde mich!“ Jahr um Jahr stur bei „ihrer“ Familie in Stellung verweilt, statt sich mal aktiv auf die Suche zu machen?!  Nur gelegentlich fragt sie mal durchreisende Norweger, ob sie einen Lasse kennen. Wie sollten sie? Lasse nennt sich ja nun Les – nicht

die beste Voraussetzung für eine Identifizierung.

 

Sei es nun Gewöhnung oder tatsächlich so: Den Schreibstil empfand ich diesmal als nicht gar so sachlich kühl.

Etliche kurze Textpassagen sind allerdings auf Englisch/Amerikanisch geschrieben. Da die Personen oft radebrechen oder Slang sprechen und eine Übersetzung fehlt, war mir der Sinn selbst im Kontext nicht immer verständlich.

Fazit: Zwei Teile wären absolut ausreichend gewesen!!

 

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